Zuletzt feierten die Antigentests bereits in den Schulen ein Comeback, nachdem nur in Wien die notwendige PCR-Test-Infrastruktur vorhanden war.

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Die Wohnzimmertests sind zurück. Das sieht die Novelle zur Schutzmaßnahmen-Verordnung vor, die am Donnerstag vom Hauptausschuss beschlossen wird. Demnach können selbst abgenommene Tests in 3G-Bereichen, wie etwa am Arbeitsplatz, wieder anerkannt werden. Einzige, schon bekannte Voraussetzung: Sie müssen von einem behördlichen Datenverarbeitungssystem erfasst sein. Die Tests werden, wie normale Antigentests auch, 24 Stunden lang gelten.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) betonte im Ministerrat am Mittwoch: "Es gibt kein Land, das bei so vielen Neuinfektionen so viele PCR-Tests auswertet." Aber das sei nicht genug, die Länder würden weiter daran arbeiten, die Kapazitäten auszubauen.

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ebenfalls ÖVP) bestätigt, dass man mit Antigentests gute Erfahrungen gemacht habe. Und Engpässe in den Laboren könne man nicht von einem Tag auf den anderen beheben. Antigentests seien deshalb besser als keine.

Ausnahmen in Wien und Niederösterreich

Anders sieht das die Stadt Wien. Ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) teilte mit, dass Antigen- oder Wohnzimmertests in Wien wie auch bisher nicht als Eintrittstest gelten. Man habe ein funktionierendes PCR-Test-System mit derzeit rund 300.000 abgegebenen Test täglich. Und über 95 Prozent der Tests in Wien sind schon PCR-Tests.

Auch in Niederösterreich sind Wohnzimmertests ohne Aufsicht noch nicht als offizieller Nachweis notwendig. Darauf haben am Abend Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) verwiesen. Zudem wolle das Land den Verordnungstext abwarten, der noch nicht vorliege. Grundsätzlich werde derzeit in Niederösterreich "so viel getestet wie nie zuvor", betonten Pernkopf und Königsberger-Ludwig. Pro Woche würden etwa eine Million Testungen auf das Coronavirus durchgeführt, eine Anhebung auf zwei Millionen sei geplant. Die Kapazitäten der Labore müssten aber selbstverständlich laufend genau beobachtet und gegebenenfalls neu bewertet werden.

Fragwürdige Wirksamkeit

Ohnehin ist die Wirksamkeit von Antigentests fragwürdig. Schon im Frühjahr 2021 war klar, dass diese bei weitem nicht alle Infektionen erkennen. Untersuchungen haben ergeben, dass asymptomatische Infektionen nur zu etwa 50 Prozent gefunden werden. Gibt es Symptome, dann liegt die richtig positive Antwort bei etwa 70 Prozent.

Diese Abweichungen der Wirksamkeit von den Herstellerangaben liegen daran, dass die Studien, welche die Wirksamkeit angeben, unter idealen Bedingungen stattfinden. "Es ist aber immer die Frage, ob die Proben draußen, also in der Teststraße oder auch im Wohnzimmer, wirklich gut abgenommen wurden", erklärt der Virologe Lukas Weseslindtner von der Med-Uni Wien. Er und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben immer auf die Limitationen von Antigentests hingewiesen: "Dieser schlägt erst ab einer bestimmten Viruslast an, bei asymptomatischen Infektionen ist er extrem unsicher. Dazu kommt, dass Omikron eine höhere Viruslast im Rachenraum zu haben scheint, der Abstrich wird aber in der Nase abgenommen."

Den Abstrich im Rachen abzunehmen statt in der Nase werde das Ergebnis auch nicht bessern: "Die Antigentests sind nicht dafür gemacht. Essensreste und mehr können das Ergebnis verfälschen."

Tests auf dem Prüfstand

Währenddessen hat das deutsche Paul-Ehrlich-Institut die Sensitivität von 245 im Handel erhältlichen Antigentests untersucht. Die Ergebnisse sind auf der Homepage einsehbar (Stand 14.12.2021). Wie gut die Wirkung der Tests bei Omikron ist, wird derzeit analysiert. Als gute Alternative zum PCR-Test sieht Weseslindtner aber ohnehin kein Produkt: "Man muss sich bewusst sein, dass ein negativer Test keine Sicherheit gibt, nicht infiziert zu sein. Ich würde sehr davon abraten, mit so einem Ergebnis Freunde zu treffen. Und vor allem keine vulnerablen Personen." (Pia Kruckenhauser, 19.1.2022)