60 Hendlbauern wollen ihre Weideflächen energetisch sowie agrarisch nutzen.

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Geht es nach den steirischen Landwirten, wird sich im kommenden Jahr einiges ändern. Und das bekommt zuallererst der Lebensmittelhandel zu spüren. Zu einschneidend sind die Kostensteigerungen bei Energie, Futter- und Düngemittel, erklärt Agrarlandesrat Hans Seitinger.

Futtermittel allein seien um bis zu 80, Düngemittel um rund 70 Prozent teurer geworden. Und nicht nur die heimischen Bauern müssen tiefer in die Tasche greifen – weltweit hat sich der Preis für Harnstoffe (Dünger) von 250 auf 820 Dollar je Tonne mehr als verdreifacht, weiß Seitinger.

Müssen Bauern die "Kostenexplosion allein schlucken, bedeutet das ihren wirtschaftlichen Ruin", ist er überzeugt. Aus Seitingers Sicht ist dem derzeit nur mit Preissteigerungen von Produkten beizukommen.

Bei Spar zeigt man sich dem Vorschlag gegenüber offen. Man sehe sich jede Preisforderung der Hersteller genau an und verhandelt dann im Sinne der Konsumenten, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.

Kritik an Regierung

Neben den Preisentwicklungen liegt bei den Bauern ein weiteres Verhandlungsthema auf dem Tisch. Franz Titschenbacher, dem Präsidenten der steirischen Landwirtschaftskammer, geht es bei der Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst und Nudeln nicht schnell genug. Er fordert den Gesundheitsminister (Grüne) auf, sich "einen Ruck zu geben". Das Taktieren müsse ein Ende haben.

Der Hintergrund: Im türkis-grünen Regierungsprogramm ist eine Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung und in verarbeiteten Lebensmitteln vorgesehen.

Minister Mückstein spricht sich nun aber auch für eine Herkunftsbezeichnung in der Gastronomie aus. Sofern auch in diesem Bereich eine Einigung vorliegt, können die Entwürfe umgehend in Begutachtung gehen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Stromautarke Geflügelbauern

Ganz auf grüner Linie, so scheint es zumindest, ist die steirische Vertretung allerdings, wenn es um den Ausbau von erneuerbarer Energie geht.

Eine Erhebung zeigt, dass fünf Millionen Quadratmeter landwirtschaftliche Dachflächen in der Steiermark mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden könnten. Lösungen beim Netzzugang müssen laut Titschenbacher erst erarbeitet werden.

Indes haben sich 60 Geflügelbauern ein Ziel gesetzt: bis 2030 stromautark sein. Gelingen soll das mit PV-Anlagen auf den Hühnerweiden. Die Doppelnutzung macht für Titschenbacher bei Spezialkulturen und Geflügel Sinn: Die Paneele schützen die Hennen vor Raubvögeln und bieten Schatten. Acker- und Grünlandflächen mit PV-Anlagen zu bestücken, lehnt er hingegen ab. (Julia Beirer, 19.1.2022)