Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock traf in Moskau ihr russisches Pendant Sergej Lawrow.

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Paris, Brüssel, Washington, Warschau, Kiew, Moskau: Die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat seit ihrem Amtsantritt einen beachtlichen Marathon an Antrittsbesuchen hingelegt – wobei das schwierigste Treffen zweifelsohne in Russland auf sie wartete.

Nach den zahlreichen Pannen im Wahlkampf herrschte mancherorts in Berlin eine gewisse Skepsis, ob die Grün-Politikerin ihrer Aufgabe gerecht werden würde. Doch es lässt sich nach den ersten Wochen sagen: Mission erfüllt. Natürlich sind einige enttäuscht, weil sie sich von der Neuen – vor allem in Moskau – schärfere Töne erhofft hatten. Doch Baerbock ist jetzt nicht mehr "nur" Grüne, sondern Chefdiplomatin der größten europäischen Volkswirtschaft. Sie muss die Balance zwischen Härte und Dialog wahren.

Die Bewährungsprobe kommt erst

Und dennoch: Die Bewährungsprobe dürfte erst kommen, wenn Russland den Ukraine-Konflikt weiter eskalieren lässt. Zwar sind sich Baerbock und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einig, dass es auch in diesem Fall zu keinen Waffenlieferungen aus Deutschland an die Ukraine kommen wird; doch so fest Seit’ an Seit’ stehen die beiden nicht, wenn es um die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 geht. Immerhin fabuliert Scholz nicht länger davon, dass die Pipeline ein "privatwirtschaftliches Projekt" sei, sondern schließt endlich auch hier Sanktionen nicht mehr aus. Ob er den Worten im Ernstfall auch Taten folgen ließe, ist aber längst nicht sicher. (Birgit Baumann, 19.1.2022)