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Will der "Maga"-Gemeinde eine dubiose Kryptowährung schmackhaft machen: Ex-Trump-Berater Steve Bannon.

Foto: AP/Alex Brandon

Von alternativen Covid-Behandlungen über gescheiterte Social Networks bis zum "Freedom Phone". Es mangelt nicht an seltsamen Produkten und Plattformen, die speziell in den USA an die hartnäckigen Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump vermarktet werden. Diesem Angebot gesellt sich nun ein neuer Eintrag hinzu.

Und zwar in Form einer Kryptowährung, die nun auch von Trumps ehemaligem Berater und Kampagnenchef Steve Bannon beworben wird. Sie trägt das Kürzel "FJB", was für "Fuck Joe Biden" und somit auch als Botschaft an Trumps demokratischen Nachfolger steht. Wenig überraschend wird bereits vor dem Projekt gewarnt, schreibt Mother Jones.

Große Versprechen

Bannon und Boris Epshteyn, ebenfalls einstiger Berater von Trump, haben eine "strategische Eigentümerposition" eingenommen. Die ursprünglich als "Let’s Go Brandon-Coin" (eine Phrase, die als Meme die gleiche Bedeutung wie "Fuck Joe Biden" hat) gestartete Kryptowährung wird als "der Coin, der für Amerika kämpft", beschrieben und zur Währung der "Make America Great Again"-Bewegung (Maga) werden.

Bannon verspricht, dass sich Nutzer mit der Cyberwährung komplett vom Staat und dem traditionellen Finanzsystem unabhängig machen könnten und man sich dagegen schützen könne, von einem repressiven Regime "verschwunden zu werden". Bei Transaktionen werden dafür allerdings acht Prozent an Gebühren an das Netzwerk gezahlt, die in Marketing sowie ungenannte karitative Organisationen gesteckt werden sollen.

"Verleiht euren Gefühle, eurer innersten Ablehnung, eurem innersten Ekel gegenüber Biden eine Stimme", preist Epshteyn die Erfindung an. An Bord sind auch andere mehr oder weniger bekannte Gesichter aus US-Rechtaußen-Kreisen. Darunter auch Eric Finman, der seinerseits für das bereits erwähnte Freedom Phone verantwortlich zeichnet.

Alle Macht den Betreibern

Wenig überraschend gibt es auch schon Kritik am FJB-Coin, auch abseits seiner politischen Ausrichtung. Simon de la Rouvier, der den ERC-20-Standard zur Programmierung von Verträgen auf der Ethereum-Blockchain mitentwickelt hat, hat die Codebasis der Kryptowährung unter die Lupe genommen. Dabei machte er erstaunliche Entdeckungen.

Das Netzwerk gibt seinen Betreibern unüblich viel Macht. Während viele Systeme dieser Art über Automatismen verfügen, mit denen der Verkauf extrem großer Mengen an Coins bzw. Tokens verhindert wird, gibt es hier einen manuellen Mechanismus. Die Betreiber können nach eigenem Belieben Nutzer ihrer Wahl davon abhalten, ihre Coins zu veräußern. Für die Verantwortlichen selbst gilt diese Beschränkung allerdings nicht, ihre Konten können nicht blockiert werden. Die Analyse wurde von einem weiteren Experten anonym bestätigt.

Dadurch sind verschiedene Bereichungs- und Betrugsszenarien denkbar. Der Mechanismus ließe sich beispielsweise nutzen, um bei einem drohenden Kurssturz die Verkaufsmöglichkeit für Investoren zu sperren, während die Betreiber ihre Coins abstoßen und den Wertverlust damit potenziell weiter ankurbeln. Praktisch stehen die Coins damit gar nicht unter voller Kontrolle der Wallet-Besitzer, und es gibt auch schon einige Berichte von FJB-Eigentümern, die plötzlich keine Verkäufe mehr tätigen konnten.

Auf Anfrage hielten sich die Betreiber bedeckt. Sie wiesen lediglich darauf hin, dass der Code ohnehin öffentlich zugänglich sei und man bei der Entwicklung auf die Langlebigkeit der Währung achte.

Wiederholungstäter

Es ist nicht das erste kontroverse Projekt, das nun mit Steve Bannon verknüpft ist. Der Rechtsextreme machte unter anderem Schlagzeilen mit einer Spendenkampagne zur Finanzierung von Trumps gescheitertem Mauerprojekt an der Grenze zu Mexiko. Während er suggerierte, dass die Zuwendungen direkt in den Bau des Walls fließen würden, stand bereits im Kleingedruckten, dass die Mittel in Trumps politische PR fließen könnten.

Von den rund 25 Millionen Dollar soll rund eine Million direkt bei Bannon gelandet sein, die er zumindest teilweise für private Ausgaben verwendet haben soll. Im August 2020 führten diese Vorgänge zu einer Betrugsanklage gegen Bannon sowie drei weitere Beteiligte durch das Justizministerium. Dem folgte eine präsidiale Begnadigung, die Trump an seinem letzten Amtstag im Jänner 2021 erließ.

Im vergangenen Mai stellte Bundesrichterin Analisa Torres aufgrund dieser Begnadigung dann auch das Verfahren ein, hielt aber fest, dass sie Bannon aufgrund der Beweislage nichtsdestotrotz für schuldig im Sinne der Anklage halte. (gpi, 20.1.2022)