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In Österreich erweisen sich die meisten Väter immer noch als Karenzmuffel.
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Man sollte eigentlich meinen, dass der gemeine Karenzmuffel längst und völlig zu Recht auf der Liste der ausgestorbenen Papa-Spezies steht. Seit mehr als 30 Jahren ist nämlich die Möglichkeit für Väter, temporär vom Schreibtisch an den Wickeltisch zu wechseln, gesetzlich verankert. Doch genutzt wird dieses Recht zum Schnullereinsatz immer noch äußerst selten.

Bei acht von zehn Paaren gehen Männer gar nicht in Karenz. Zehn Prozent der Väter nehmen die Karenz nicht länger als drei Monate in Anspruch. Nur zwei Prozent der Väter unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit für drei bis sechs Monate, ein Prozent für mehr als sechs Monate.

Hinter den nackten Zahlen steht ein gesellschaftliches Grundproblem. Nicht selten wird der väterliche Schnuffel durch äußere Umstände zum erziehungsberechtigten Muffel. Immer noch verdienen Frauen deutlich weniger als Männer, was den ökonomischen Druck auf karenzwillige Väter massiv erhöht. Waren viele im Geburtsvorbereitungskurs noch frohen Mutes, alsbald mit dem Kinderwagen die Pole-Position einzunehmen, folgt oft die einkommensbezogene Ernüchterung. Schließlich bleibt daheim, wer schlechter verdient. Hinzu kommt, dass viele Unternehmer immer noch nicht den Wert einer Karenz erkannt haben. Wer als Mann zum Flaschi greifen will, stößt oft auf Unverständnis.

Dringend geboten ist also eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei hilft ein Blick nach Island: Nirgendwo sonst in Europa bleiben so viele Väter zu Hause, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Geschuldet ist dies einem fixen "Papakarenzanteil". In Island haben die Eltern das Recht auf neun Monate Karenz. Drei Monate hat die Mutter, drei Monate können sich die Eltern beliebig aufteilen, drei Monate sind für den Vater reserviert. Nimmt er sie nicht, verfallen sie. Was die Karenzquote auf 90 Prozent gehoben hat. In Österreich haben halbherzige Lösungen wie der Partnerschaftsbonus oder der Papamonat nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Umso lauter muss daher der Appell sein, vermehrt und vor allem stolz als Mann in Richtung Gitterbett zu gehen. Der Lohn dafür ist eine unglaublich schöne Zeit. Berührend, intensiv, manchmal enorm herausfordernd. Aber immer einzigartig und unvergleichlich.

Leichter wird es übrigens ohne Erfolgsdruck: Der Papa ist immer noch der Beste, auch wenn der Nachwuchs nach vielen Wochen Väterkarenz als erstes Wort "Mama" sagt. (Markus Rohrhofer, 20.1.2022)