Ein Vergleich von neuen und alten Satellitenbildern zeigt massive Schäden auf der Hauptinsel Tongas.

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Erste gute Nachrichten seit dem Vulkanausbruch vor der Küste Tongas: Ab Donnerstag könnten die ersten Hilfsflüge aus Neuseeland und Australien in dem Pazifikstaat landen. Die Landebahn des Flughafens auf der Hauptinsel Tongatapu sei wieder freigeräumt, sagte UN-Krisenkoordinator Jonathan Veitch am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.

Nach dem massiven Vulkanausbruch und dem darauffolgenden Tsunami ist die Trinkwasserversorgung des pazifischen Inselstaats gefährdet. Salzwasser aus dem Tsunami und Vulkanasche haben nach Angaben des Roten Kreuzes die Trinkwasserquellen von zehntausenden Menschen verunreinigt. "Die Sicherung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser ist eine entscheidende unmittelbare Priorität, da das Risiko von Krankheiten wie Cholera und Durchfall steigt", sagte Katie Greenwood von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC). Am Freitag sollen zwei Schiffe der neuseeländischen Marine mit Wasservorräten in Tonga eintreffen, das durch die Naturkatastrophe weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist.

500-fache Kraft einer Atombombe

Hunderte von Häusern auf den kleineren Außeninseln von Tonga wurden zerstört und mindestens drei Todesopfer gemeldet, nachdem der Vulkanausbruch am Samstag gewaltige Tsunamiwellen auslöst hatte, die über die Inseln rollten. Die Regierung sprach von einer beispiellosen Katastrophe. James Garvin, Wissenschafter am Goddard Space Flight Center der Nasa, sagte, die Kraft des Ausbruchs werde auf das Äquivalent von fünf bis zehn Megatonnen TNT geschätzt oder auf mehr als das 500-Fache der Atombombe von Hiroshima.

Nach Angaben des neuseeländischen Außenministeriums hat Tonga die Ankunft der Marineschiffe Aotearoa und Wellington in der bisher Corona-freien Nation genehmigt, nachdem es zuvor Bedenken hinsichtlich der Hilfsmaßnahmen aus Furcht vor einem möglichen Ausbruch des Virus dadurch gab. Simon Griffiths, Kapitän der Aotearoa, sagte, sein Schiff habe neben anderen Vorräten 250.000 Liter Wasser an Bord und könne 70.000 weitere Liter pro Tag produzieren. "Für die Menschen in Tonga sind wir jetzt mit einer ganzen Menge Wasser auf dem Weg."

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In den sozialen Medien teilten tongaische Auswanderer Fotos, die sie von Bewohnern der Hauptstadt Nuku'alofa bekommen haben sollen.
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Tongaische Gemeinden im Ausland haben Bilder von Familien auf Facebook gepostet, die einen Einblick in die Verwüstung geben. Sie zeigen zerstörte Häuser, umgestürzte Bäume, rissige Straßen und Bürgersteige – alles ist mit grauer Asche bedeckt. Der Archipel besteht aus 176 Inseln, von denen 36 bewohnt sind. Rund 105.000 Menschen leben dort.

Australiens Ministerpräsident Scott Morrison erklärte, zwei Hercules-Flugzeuge stünden bereit, Hilfsgüter und Telekommunikationsausrüstung zu transportieren, "sobald die Bedingungen dies zulassen". Australien und Neuseeland haben neben Notlieferungen auch sofortige finanzielle Hilfe zugesagt. Die US-Agentur für internationale Entwicklung bewilligte 100.000 Dollar an Soforthilfe, Japan will mehr als eine Million Dollar sowie Trinkwasser und Ausrüstung zur Entfernung von Asche bereitstellen.

China kündigt Hilfen an

Die Asiatische Entwicklungsbank klärt derzeit, ob Tonga den Notstand ausruft, damit es auf Finanzierungsmöglichkeiten für den Katastrophenfall von zehn Millionen Dollar zurückgreifen kann. Andere Länder und Organisationen, einschließlich der Vereinten Nationen, arbeiten ebenfalls Hilfspläne aus. China will Hilfe schicken, einschließlich Wasser und Lebensmittel, wenn der Flughafen von Tonga wieder eröffnet wird.

Das Land ist weitgehend von der Kommunikation abgeschnitten, da durch den Vulkanausbruch das einzige Unterseekabel beschädigt wurde und es wahrscheinlich länger dauern wird, um es zu reparieren. Ein Spezialschiff soll am Wochenende zu einer Reparaturfahrt aufbrechen, hieß es vom Kabeleigentümer Tonga Cable. Der internationale Mobilfunkanbieter Digicel erklärte, über seinen Dienst könnte zumindest wieder ins Ausland telefoniert werden. Der Nachrichtenagentur Reuters gelang es allerdings bisher nicht, Kontakt mit Bewohnern aufzunehmen.

Bis das Unterwasserkabel wieder repariert ist – und alle Netz- und Internetdienste wieder vollständig funktionieren –, wird es nach Angaben des neuseeländischen Außenministeriums einige Zeit dauern. Die US-Kabelfirma Subcom habe mitgeteilt, dass es "mindestens vier Wochen" dauern werde, bis die Internetverbindung zur Außenwelt wiederhergestellt sei, berichtete das Ministerium. Demnach wurde das Kabel an zwei Stellen durchtrennt: Die eine Bruchstelle befindet sich 37 Kilometer vor der Küste, die andere in der Nähe des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai. (red, Reuters, APA, 19.1.2022)