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Die Preise steigen weiter. Hohe Kosten für Transport und Energie schlagen auf die Verbraucherpreise durch.

Foto: Getty Images / Spencer Platt

Wien – Das Leben im vergangenen Jahr wurde von Monat zu Monat teurer. Beginnend mit einer Preissteigerung von 0,8 Prozent im Jänner stieg die Inflation im März auf 2,0 Prozent, kletterte im Mai auf 2,8 Prozent und stieg im Dezember auf 4,3 Prozent an. Über das Jahr gerechnet ergibt sich damit eine Teuerung von 2,8 Prozent, teilt die Statistik Austria mit. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren.

Zur Einordnung: Mit diesem Wert war die Jahresinflation 2021 zwar fast doppelt so hoch wie in den beiden Jahren davor. 2020 – im Jahr eins der Corona-Pandemie – lag die Jahresinflation bei 1,4 Prozent, 2019 bei 1,5 Prozent. In den Jahren 2011 und 2008 lag die Jahresteuerung aber mit 3,3 Prozent bzw. 3,2 Prozent auch bereits weit höher.

Für den aktuellen Preisanstieg verantwortlich waren laut Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas vor allem Wohnen, Wasser, Energie – dafür musste durchschnittlich um 5,4 Prozent mehr bezahlt werden. Die Ausgaben für Verkehr und Wohnen allein waren für drei Fünftel der Inflation verantwortlich. Auch Besuche in Restaurants haben sich verteuert. Die Preise dort sind durchschnittlich um 3,4 Prozent angehoben worden. Ausschlaggebend dafür waren teurere Bewirtungsdienstleistungen (plus 3,4 Prozent). Dieser Anstieg war hauptsächlich auf die Gruppe "Restaurants, Cafés und dergleichen" zurückzuführen, die sich um 3,5 Prozent verteuerte.

Teurer Tropfen

Vor allem der Wein in Restaurants wurde überdurchschnittlich teurer (plus 4,6 Prozent), aber auch das Schnitzel (plus 4,6 Prozent) und das vegetarische Gericht (plus 5,8 Prozent) kosten deutlich mehr.

Die Preissteigerung der Kantinen hingegen entwickelte sich mit 1,8 Prozent vergleichsweise unauffällig. Teurer geworden sind im Vorjahr auch Aufenthalte in Hotels.

Der Bereich Nahrungsmittel hat sich in Summe um 0,8 Prozent verteuert. Einzelne Produktgruppen waren hier ganz unterschiedlich betroffen. Gemüse etwa wurde um 4,2 Prozent teurer, Brot und Getreideerzeugnisse verteuerten sich um 1,0 Prozent, für Obst musste um 1,5 Prozent mehr ausgegeben werden. Fischwaren haben sich hingegen um 2,7 Prozent verbilligt.

Die Preise für Verkehr stiegen 2021 durchschnittlich um 6,6 Prozent, nachdem sie im Jahr 2020 um 1,7 Prozent zurückgegangen waren. Ausschlaggebend dafür war die Preisentwicklung der Treibstoffe (plus 17,3 Prozent). Hier dürfe laut Thomas aber nicht vergessen werden, dass der Ölpreis 2020 sehr niedrig war und kurz auch in den negativen Bereich abgerutscht ist. Dass sich Preissteigerungen beim Öl damit nun deutlicher auswirken, sei klar. Im vergangenen Jahr hat der Ölpreis um als 50 Prozent zugelegt. Im laufenden Jahr werde sich dieser Preisauftrieb jedoch abflachen.

Auch Materialien für Instandhaltung von Wohnungen – vor allem Profilholz, das um 35 Prozent teurer wurde – haben einen großen Teil zur Teuerung beigetragen. Strom verteuerte um sieben Prozent. Heizöl stieg um 21,3 Prozent, bei Gas lag das Plus bei 7,9 Prozent. Freuen konnten sich hingegen Nutzer der Fernwärme – hier betrug der Preisanstieg nur 1,2 Prozent.

Entspannung erwartet

Für das heurige Jahr erwartet der Statistik-Austria-Chef einen "gedämpften Preisanstieg" sowie steigende Einkommen durch den Facharbeitermangel. Da die Bevölkerung nur mehr im Pensionsalter wächst, wird dies den Arbeitskräftemangel weiter verschärfen und sich somit lohnsteigernd auswirken.

Auch eine allgemeine Beruhigung der Märkte könnte zu einer Dämpfung der Inflation beitragen– falls sich die Pandemiesituation verbessert. Dann würden sich Probleme bei den Lieferketten und die Transportkosten normalisieren.

Die Teuerung in Österreich lag im Vorjahr zwar über dem EU-Schnitt von 2,6 Prozent, aber unter jenem von Deutschland mit 3,2 Prozent. In Deutschland wirkt sich vor allem die Ende 2020 ausgelaufene Senkung der Mehrwertsteuer aus, womit der Preisvergleich automatisch höher ausfällt. Dieser Effekt wird sich im laufenden Jahr einschleifen.

"Die explodierenden Preise seit Beginn der Corona-Pandemie gehen vor allem zulasten von Menschen mit kleineren Einkommen, die große Schwierigkeiten haben werden, ihre Mieten, Lebensmittel und Energierechnungen zu zahlen", sagt der freiheitliche Wirtschaftssprecher Erwin Angerer. Er fordert ein Maßnahmenpaket und einen Inflationsstopp in Covid-19-Zeiten. (bpf, 20.1.2022)