Der Klimawandel bedroht Winterspiele: Der Spielraum schmilzt.

Foto: AFP/Roig

Grafik: Austragungsorte 2050 bei hohen Emissionen.

Grafik: Austragungsorte 2050 bei geringen Emissionen.

Grafik: Austragungsorte 2080 bei hohen Emissionen.

Grafik: Austragungsorte 2080 bei geringen Emissionen.

Innsbruck/Wien – Der Klimawandel wird die Auswahl geeigneter Standorte für Austragungsorte für Olympische Winterspiele künftig stark einschränken. Das zeigt eine im Fachjournal "Current Issues in Tourism" veröffentlichte Arbeit, an der Forscher der Universität Innsbruck beteiligt sind. Demnach kann ohne drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen bis Ende des Jahrhunderts nur eine der bisherigen 21 Olympia-Städten zuverlässig faire und sichere Bedingungen für Winterspiele bieten.

Die Wissenschafter um Daniel Scott von der University of Waterloo (Kanada) untersuchten in ihrer Studie historische Klimadaten von den 1920er-Jahren bis heute und analysierten, wie sich künftige Szenarien für den Klimawandel in den Jahren 2050 und 2080 auf die 21 Städte auswirken, die bisher Gastgeber Olympischer Winterspiele waren. Wird bei den Treibhausgasemissionen nichts unternommen, bleibt 2080 mit Sapporo (Japan) nur eine einzige Olympiastadt, die zuverlässig Winterspiele ausrichten kann (siehe Grafiken).

Innsbruck würde wegfallen

Werden dagegen die Emissionsziele des Pariser Klimaabkommens erreicht, erhöht sich die Zahl der klimasicheren Austragungsorte im Jahr 2080 auf acht (Vancouver, Calgary, Salt Lake City, Lake Placid, Lillehammer, Oslo, Sapporo und Nagano). Sechs Austragungsorte (Squaw Valley, Garmisch-Partenkirchen, Chamonix, Turin, Sotchi und Pyeong Chang) würden dann nach wie vor als unzuverlässig gelten.

Die Wissenschafter haben diese Studien bereits 2014 schon einmal gemacht, "allerdings mit weniger Kennzahlen und ohne die Sicht von Athleten zu berücksichtigen", erklärte der Tourismusforschers Robert Steiger von der Uni Innsbruck in einer Aussendung. Damals kamen noch sechs von 19 ehemaligen Austragungsorten als erneute Gastgeber bis zum Ende dieses Jahrhunderts in Frage.

Innsbruck, das 1964 und 1976 Winterspiele ausgetragen hat, könnte schon Mitte dieses Jahrhunderts die Spiele nicht mehr ausrichten. "Der Klimawandel verändert die Geografie der Olympischen Winterspiele und wird leider die Liste der Austragungsorte, die für den Wintersport berühmt sind, verringern. Die meisten Austragungsorte in Europa werden bereits in den 2050er Jahren als unbedeutend oder unzuverlässig eingestuft, selbst in einer emissionsarmen Zukunft", so Steiger. Bei Einhaltung der Klimaziele werden 2050 in Europa nur Lillehammer, Oslo und Albertville zuverlässige Spiele ausrichten können.

Schneesport retten

Die durchschnittliche Tagestemperatur im Februar wurde in den bisherigen Austragungsorten immer höher: Lag sie bei den Spielen in den 1920er- bis 1950er-Jahren noch bei 0,4 Grad Celsius, waren es bei den Spielen in den 1960er- bis 1990er-Jahren bereits 3,1 Grad Celsius und bei den Sportevents im 21. Jahrhundert schon 6,3 Grad Celsius. "Da stecken schon ein paar Zehntel-Grade Klimaerwärmung drinnen, der Hauptgrund für diesen Anstieg ist aber, dass die Spiele an immer wärmere Austragungsorte vergeben wurden", sagte Steiger zur APA.

Doch durch den Klimawandel wird bis zum Ende des Jahrhunderts eine zusätzliche Erwärmung von zwei bis 4,4 Grad Celsius prognostiziert, weshalb für potenzielle Gastgeber das Management des Wetterrisikos immer wichtiger wird. "Das Erreichen der Ziele des Pariser Abkommens ist entscheidend, um den Schneesport, wie wir ihn kennen, zu retten und sicherzustellen, dass es auf der ganzen Welt Orte gibt, an denen die Olympischen Winterspiele stattfinden können", so Scott.

Zusätzlich zu den Klimadaten haben die Forscher in der aktuellen Studie auch mehr als 300 Athleten und Trainer aus 20 Ländern befragt. "Wir wollten aus der Sicht der Athleten verstehen, welche Klima- und Schneebedingungen faire und sichere Wettkämpfe ermöglichen, und dann feststellen, welche Olympia-Gastgeber diese Bedingungen in Zukunft bieten könnten", sagte Natalie Knowles, eine an der Studie beteiligte Doktorandin von der Universität Waterloo und ehemalige kanadische Profi-Skifahrerin. (APA, red, 20.1.2022)