Der erste "Warnstreik" fand diese Woche statt.

Foto: Elisa Tomaselli

Die SPÖ-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) ruft für nächsten Mittwoch erneut zu Protesten gegen die verpflichtende mündliche Matura auf. In "zahlreichen Bundesländern" sollen "Großstreiks" stattfinden, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.

Die größte Aktion ist in Wien geplant: Von 9 bis 12 Uhr soll ein Demonstrationszug vom Heldenplatz über den Ballhausplatz zum Bildungsministerium ziehen. Neben Schülerinnen und Schülern soll auch der Initiator der Initiative #YesWeCare, Daniel Landau, der auch das Corona-Lichtermeer mitgorganisiert hat, anwesend sein. "Gerade in diesen Zeiten ist Solidarität zwischen Jung und Alt wichtig", sagt Landau dazu.

Gespräche statt Proteste

Die grüne Schülerorganisation Verde Wien will sich für eine freiwillige mündliche Matura im Zuge von Gesprächen mit Martin Polaschek (ÖVP) einsetzen. Mit dem Bildungsminister wolle man über "Erleichterungen" sprechen. "Seit fast zwei Jahren leiden wir Jugendlichen und Kinder enorm unter den Auswirkungen der Pandemie", heißt es in einem Statement von Verde Wien. Polascheks Aufgabe sei es, "uns in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen und nicht mit einer verpflichtenden mündlichen Matura die Situation für uns um ein Vielfaches zu verschlimmern". In den vergangenen zwei Jahren war die mündliche Matura freiwillig. Wenn man nicht antrat, wurde die Note der Abschlussklasse ins Maturazeugnis eingetragen.

Von allen Maturajahrgängen habe der diesjährige die meiste Zeit im Distance-Learning verbracht, die "einzig logische Schlussfolgerung wäre daher, mindestens die gleichen Erleichterungen zu beschließen". Die verpflichtende mündliche Matura sei "absolut ungerechtfertigt und darf auch dieses Jahr wieder nur auf freiwilliger Basis stattfinden".

Auch die von der ÖVP-nahen Schülerunion dominierte Bundesschülervertretung distanzierte sich zuletzt von den Protesten und will die Freiwilligkeit der mündlichen Matura durch Verhandlungen erreichen. Bundesschulsprecherin Susanne Öllinger erklärte in Bezug auf die Proteste, man "höre die Anliegen der Schülerinnen und Schüler" und vertrete diese auch gegenüber der Politik: "Wir hören euch, verstehen euch und setzen uns für euch und eure Anliegen ein." Auch die Bundesobfrau der Schülerunion, Carina Reithmaier, positionierte sich klar gegen die Schulstreiks: "Unsere Meinung ist ganz klar: konstruktive Bildungspolitik statt destruktiver Showpolitik."

"Wir sind wütend"

Für die rote Wiener AHS-Landesschulsprecherin Maria Marichici ist das nicht ausreichend. In Richtung der Bundesschulsprecherin kritisierte sie: "Wenn der Verhandlungstisch offensichtlich nicht mehr hilft, bleibt Streiken unser bestes Verhandlungstool." Sie wolle weiterhin für Gespräche bereit sein, doch eines sei klar: "Wir sind wütend. Wenn wir nicht gehört werden, müssen wir lauter werden." (Oona Kroisleitner, 20.1.2022)