Nach hinten verschieben dürfte sich wie schon im Vorjahr der Reisezeitpunkt, der sich von der Haupturlaubszeit im Sommer voraussichtlich in den Herbst hinein verlagern wird.

Foto: imago images/Chris Emil Janßen

Wien – Trotz des weiterhin grassierenden Coronavirus ist die Reiselust der Österreicherinnen und Österreicher ungebrochen. Mit 83 Prozent planen heuer etwas mehr Personen also noch vor einem Jahr (78 Prozent) eine private Reise, zwei Drittel zieht es ins Ausland. Als Wunschziele werden dabei vor allem Italien, Kroatien und Deutschland angepeilt, geht aus einer Umfrage des Corps Touristique hervor. Demnach sehnen sich die Befragten insbesondere nach einem Strand- bzw. Badeurlaub.

Was sich auch in den Buchungsanfragen etwa bei der Verkehrsbüro-Gruppe niederschlägt, wie Helga Freund auf Nachfrage des STANDARD, bestätigt: "Das Such- und Anfrageverhalten auf den Websites von Ruefa oder Hofer Reisen stimmt uns derzeit vor allem für den Sommer schon sehr zuversichtlich." Man hoffe, dass mit einem Ende der Omikron-Welle und hoffentlich guten Aussichten ab Mitte Februar dann auch entsprechend stark gebucht wird.

Sehnsucht nach "normaler Umgebung"

Erholen und entspannen, dem Alltag entfliehen und Stress abbauen: Auch heuer sind dies die bestimmenden Reisemotive der Österreicher. Durch Corona wollen sich dafür nur die Wenigsten abbringen lassen, was sich nach der Einschätzung von Branimir Toncinic, Präsident der Corps Touristique, auch durch Omikron und mögliche weitere Einschränkungen nicht ändern wird. "Die Menschen sehnen sich nach einer normalen Umgebung", sagte er in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Das habe man schon im letzten Lockdown beobachten können, als Auslandreisen erlaubt waren und viele Leute aus dem Land geströmt seien.

Für jene, die 2022 nicht verreisen wollen, ist das Virus jedoch das größte Hindernis. 41 Prozent gaben Corona als Grund gegen eine Reise an, aus finanziellen Gründen etwa entscheiden sich nur 15 Prozent dagegen. Dieser Umstand spiegelt sich auch im Reisebudget wider, das im Schnitt mit rund 3.000 Euro veranschlagt wird und damit im Vergleich zum Vorjahr (2.760 Euro) sogar noch einmal angestiegen ist.

Storno- und Testmöglichkeiten

Dass Reisen 2022 im Schnitt teurer sind als vergangenes Jahr, das will Helga Freund nur zum Teil bestätigen: "Pauschale Aussagen über alle Reiseformen sind hier nicht ganz zulässig und die Vergleiche zu den Vorjahren sind auch nicht immer ganz korrekt." Fakt sei aber, dass man aufgrund der nach wie vor begrenzten Flugkapazitäten sowie der gestiegenen Kosten für die Hotels, etwa durch die umfangreichen Hygiene/Sicherheitsvorschriften, mit leicht höheren Preisen für das Reisejahr 2022 rechnen muss. Sie geht von Preissteigerungen im einstelligen Prozentbereich bei Pauschalreisen aus.

Sorglos mit Blick auf Corona sind allerdings auch die Reisefreudigen nicht, heißt es bei Corps Touristique weiter. So buchen viele Österreicher ihre Reise nur, wenn es kurzfristige Stornomöglichkeiten gibt und sie im Fall der Fälle ihr Geld zurückbekommen. Außerdem wünschen sich viele Personen vor Ort Testmöglichkeiten und pochen auf eine strenge Einhaltung von Corona-Regeln und Hygienemaßnahmen.

Die üblichen Verdächtigen

Die Stornobedingungen hätten sich nachhaltig zum Wohl der Konsumenten verbessert, meint Helga Freund: "Flextarife und Sorglos-Pakete sind mittlerweile fix etabliert und werden sehr gut angenommen." Deshalb empfiehlt sie: "Buchen kann man auf jeden Fall und es ist auch, vor allem auf begehrte Termine und Destinationen, absolut zu empfehlen."

Gefragt sind 2022, laut Corps Touristique, neben dem Strand- und Badeurlaub (65 Prozent) vor allem Städtereisen, die laut der Studie bei knapp der Hälfte (47 Prozent) der Befragten in Planung sind. Als angedachte Destinationen sind nach Italien, Kroatien und Deutschland auch Griechenland und Spanien vorne dabei. Für den Weg dorthin bleibt das am häufigsten benutzte Verkehrsmittel weiter der Pkw, bei Flugreisen ist laut der Studie ein leichter Einbruch zu erwarten.

Helga Freund bestätigt dies: "Was sich abzeichnet ist, dass die Mittelmeerdestinationen wirklich sehr gefragt sind. Vor allem bei den Flugreisen stehen Griechenland, Spanien (inkl. Balearen und Kanaren) sowie Italien hoch im Kurs. Bei den Selbstfahrern wird es einmal mehr Österreich vor Italien und Kroatien werden."

Vor allem 4-Sterne-Hotels

Grundsätzlich stehen bei den bevorzugten Buchungsarten der von Corps Touristique 1.600 befragten Personen diverse Buchungsplattformen sowie die direkte Buchung beim Anbieter weiter hoch im Kurs. Allerdings ist die persönliche Buchung im Reisebüro wieder wichtiger geworden, heißt es in der Studie. Keine Veränderung gab es hingegen bei den beliebtesten Unterkünften: Präferiert werden neben Ferienwohnungen und Privatunterkünften auch heuer vor allem 4-Sterne-Hotels.

Nach hinten verschieben dürfte sich wie schon im Vorjahr der Reisezeitpunkt, der sich von der Haupturlaubszeit im Sommer voraussichtlich in den Herbst hinein verlagern wird. "Solange das Wetter im Herbst noch gut ist, bleibt der Reisewille groß, vor allem, wenn noch Resturlaub vorhanden ist", erklärte Toncinic. Die stärksten Reisemonate für Privatreisen ins Ausland sind 2022 voraussichtlich der August und der September.

Wie sieht es für Reisedestinationen für Ungeimpfte aus? "Ja, es gibt – noch – Destinationen, die keine Impfung oder Genesung für die Einreise voraussetzen und sich auf PCR-Tests beschränken – etwa Ägypten, Malediven oder Tansania/Sansibar", sagt Helga Freund. Allerdings gelte es zu beachten, dass ein Urlaubsantritt für Ungeimpfte im für sie in Österreich nach wie vor aufrechten Lockdown ein rechtlicher Graubereich sei und bei der Rückreise nach Österreich dann entsprechende Quarantäne anzutreten wäre, hält sie fest. Und: "Fakt ist: die Covid-Impfung ist wie erwartet bereits zu einem internationalen Standard fürs Reisen geworden". Allgemein geht Helga Freund davon aus, dass "wir in der Freizeittouristik frühestens 2023 wieder die Niveaus wie vor der Corona-Pandemie sehen werden." (APA, max, 20.1.2022)

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Ein (vorsichtiger) Ausblick auf das Reisejahr 2022