Die Wüstenrot-Gruppe spart und gründet eine Bank.

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Etwas Aufregung gab es in den vergangenen Monaten unter der Belegschaft der Wüstenrot-Gruppe. Das Bauspar- und Versicherungsunternehmen, das derzeit rund 1700 Mitarbeiter hat, hat einen Sparkurs eingeschlagen und in diesem Rahmen auch Mitarbeiter abgebaut. Dem Vernehmen nach haben rund 70 Beschäftigte Wüstenrot verlassen bzw. in Altersteilzeit gewechselt.

Zu diesem Zweck wurde mit dem Zentralbetriebsrat ein Sozialplan erstellt; bestimmte Beschäftigte, von denen man sich trennen wollte, wurden angesprochen – und die, die den Vereinbarungen zustimmten, mit entsprechenden Golden Handshakes ganz oder eben in die Altersteilzeit verabschiedet. Die Höhe der Abfertigungszahlungen und Details der freiwilligen Vereinbarungen wurden auch intern sehr diskret behandelt.

Man habe die Betroffenen gebeten, "nicht darüber zu reden", sagt ein mit der Sache Befasster – was bei Teilen der Belegschaft ziemlich schlecht angekommen sein und zu Verunsicherungen geführt haben soll, wie im Haus berichtet wird. Unternehmen wie Betriebsrat betonen jedenfalls, dass es zu keinen Kündigungen gekommen ist, niemand habe gehen müssen.

Hohe Abfertigungszahlungen

Insgesamt waren im vorigen August vorsorglich 85 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice AMS im Rahmen des Frühwarnsystems angemeldet worden, wie Unternehmenssprecherin Andrea Krametter auf Anfrage erklärt. Ziel seien einvernehmliche Trennungen und Altersteilzeitvereinbarungen gewesen. Grund der Maßnahme, so die Sprecherin: Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit der der Gruppe und Sicherstellung "des weiteren wirtschaftlichen Erfolgskurses".

Die Abfertigungen seien zum Teil sehr hoch gewesen, sagen Involvierte, für altgediente Mitarbeiter mit besonderem Kündigungsschutz etwa gab es einen zusätzlichen Bonus. Mitarbeiter mit Kindern bekamen einen Extrazuschlag von 3000 Euro je Kind, Alleinerziehende das Doppelte davon. Je nach Dienstalter seien bis zu zwei Jahresgehältern ausbezahlt worden; Außendienstmitarbeiter sind vom Abbau nicht betroffen. In Summe soll die von Susanne Riess geführte Wüstenrot-Gruppe einen einstelligen Millionenbetrag für die Erfüllung des Sozialplans springen haben lassen.

Bank in Gründung

Das große neue Projekt der Bauspar- und Versicherungsgruppe, die Gründung einer Privatbank mit rund 40 Mitarbeitern, ist noch nicht abgeschlossen. In dem Institut sollen Girokonten, Hypothekarkredite und Sparprodukte angeboten werden, gemäß Zeitfahrplan sollte es im April an den Start gehen. Das Konzessionsverfahren vor den Aufsichtsbehörden FMA bzw. Europäischer Zentralbank (EZB) läuft aber noch. (Renate Graber, 21.1.2022)