Beim Einführen neuer Routinen sind kleine Zwischenschritte essenziell.

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Der STANDARD feiert seine zehntausendste Ausgabe. Aus diesem Anlass beschäftigen wir uns mit der Zahl Zehntausend.

Ziemlich genau jetzt, allerspätestens jedoch Ende Februar werden die Neujahrsvorsätze laut Studien vergessen sein. Aber unabhängig vom Jahreswechsel ist Gewichtsverlust ein ständiger Wunsch für zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher. Zehn Kilo sollen es im Idealfall sein.

"Dabei ist genau das nicht ratsam: das Ziel an einer Kilozahl festzumachen," sagt Ernährungsberaterin Monika Masik. Dickere Körper sind nicht zwingend ungesünder als schlankere, das Gewicht sage zu wenig aus. "Speichert man Wasser? Wie viel ist Muskulatur, wie viel Fett? Erst nach einer entsprechenden Messung weiß man, welches Gewicht das gesündeste ist." Das erreiche man dann zu 70 Prozent mit Ernährung, zu 30 Prozent mit Bewegung.

Wichtig sei, dass der Sport Spaß mache, sonst mache man ihn nicht regelmäßig. Und das sei entscheidend, auch beim Essen. "Ernährungsumstellung ist Verhaltensänderung. Wir essen selten aus Hunger, oft aus Stress, Frust, Langeweile", sagt Masik. Sogenanntes emotionales Essen kann in herausfordernden Zeiten Komfort schaffen, es sollte aber nicht die einzige Strategie bleiben. "Was macht außer Essen noch Freude? Da müssen die meisten einmal nachdenken", sagt die Ernährungsberaterin. In erster Linie essen wir aber aus Gewohnheit. "Im Homeoffice geht man zum Küchenkastel, ohne es wirklich mitzukriegen." Anders gesagt: Essen ist Routine – und das bedeutet für unser Gehirn Minimalaufwand.

Kopfarbeit

Routinen sind vollautomatisiert, das zeigt die Neurowissenschaft. Unser Hirn funktioniert mit Wenn-dann-Verkettungen: Wenn ich aufstehe, dann gehe ich ins Badezimmer. Wenn ich im Badezimmer bin, dann greife ich zur Zahnbürste. Das funktioniert bei weniger gesunden Routinen genauso: Wenn ich mich abends aufs Sofa setze, dann snacke ich. Wollen wir abnehmen, müssen wir nachhaltig unser Verhalten ändern, und dafür brauchen wir neue Verknüpfungen, sprich Routinen.

Dabei hilft es, Neues an Bekanntes zu koppeln, etwa: Wenn ich morgens den Müll rausbringe, dann gehe ich eine Runde um den Block. Klingt unbedeutend, ist aber essenziell: "Kleine Schritte sind wichtig, es geht viel vom Kopf aus", sagt Masik. Den Kopf kann man beim Verknüpfen unterstützen. Die Laufschuhe etwa neben den Mistkübel stellen, die Laufhose aufs Nachtkästchen legen. Ist das Müllwegbringen erst einmal mit dem Anziehen der Laufschuhe verknüpft, wird der Spaziergang um den Block vielleicht bald zur Morgenlaufrunde. (poem, 22.1.2022)