Bildungsminister Martin Polaschek gab am Freitag Details zur neuen TU in Oberösterreich bekannt: Demnach wird sie in Linz gebaut. Geplanter Start ist im Herbst 2023, der vollständige Betrieb soll aber erst ein Jahr später starten.

Foto: APA/Schlager

Die Standortfrage ist entschieden: Die neue Technische Universität (TU) in Oberösterreich wird in Linz am Standort der Johannes-Kepler-Universität errichtet. Das ermögliche eine enge Kooperation mit den ebenso dort ansässigen Universitäten und Hochschulen, mit der Wirtschaft, der Industrie, NGOs und der Kunst, heißt es aus dem Bildungsministerium. Interesse bekundet hatten auch Steyr, Wels oder Leonding – die Wahl fiel nun aber auf die Landeshauptstadt.

Vollständiger Betrieb ab 2024/2025

Zuletzt war ja nicht nur der Standort unklar, auch ob der geplante Studienstart im Herbst 2023 hält, wollte Bildungsminister Martin Polaschek noch vor wenigen Wochen nicht konkretisieren. Nun ist auch das fix. Der vollständige Betrieb werde aber erst 2024/2025 gestartet. Die gesetzliche Grundlage für die Universität, das TU-Errichtungsgesetz, werde derzeit erarbeitet und soll im Sommer 2022 in Kraft treten. Auf Basis dessen soll dann ein Gründungskonvent eingerichtet werden – laut Ministerium soll das das "strategische Organ der neuen TU in der Gründungsphase" sein und neun Mitglieder umfassen. Auch die Gründung einer Errichtungsgesellschaft ist geplant.

Welche Inhalte vermittelt werden sollen

So viel zur Planung – aber auch zu den Inhalten lieferte das Bildungsministerium am Freitag weitere Infos. Demnach solle die Uni eine breite Perspektive auf Digitalisierung und Transformation bieten, dafür werde im Bachelorstudiengang ein so genannter "common core" entwickelt: Alle Studierenden sollen in den ersten drei Semestern Grundlagen der Digitalisierung erlernen, später ist dann eine Spezialisierung in vier Richtungen möglich – Digital Creativity, Digital Entrepreneurship, Digital Systems oder Digital Engineering. Im Ministerium wird außerdem betont, dass die Studierenden – 5.000 sollen es im Vollausbau sein – "vom ersten Tag an in reale Projekte eingebunden" werden. Auch zur Zielgruppe gibt es Gedanken: Der Fokus liege hier auf "Internationalität, Frauen und Diversität" – sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lehrenden.

Kein unumstrittenes Projekt

Die neue TU ist nicht unumstritten. Im August 2020 wurde sie vom damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als "Digitalisierungsaushängeschild Österreichs" angekündigt. Sabine Seidler, die Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), sagte diesbezüglich, dieser Startschuss "aus dem Nichts" habe sie sprachlos gemacht. Seidler, die an der TU Wien Rektorin ist, sah keinen Bedarf für eine neue Universität. Die Rektorenchefin vermutete vielmehr politische Hintergründe für die Initiative.

Polaschek spricht von "Kraftakt"

Der neue Bildungsminister Martin Polaschek, der von der ÖVP aufgestellt wurde, scheint dennoch Feuer und Flamme zu sein: "Die TU für Digitalisierung und digitale Transformation in Oberösterreich ist eines der bedeutendsten wissenschaftspolitischen Entwicklungsprojekte der letzten Jahre in Österreich. Die neue Universität bietet die große Chance, den Zukunftsbereich der Digitalisierung gebündelt an einem Standort zu vereinen und damit Lehre wie Forschung noch weiter voranzutreiben", sagt er am Freitag. Die Umsetzung des Projekt sei ein "gemeinsamer Kraftakt", er bedanke sich insbesondere beim oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) für die gute Zusammenarbeit. Polaschek war vor seinem Wechsel in die Politik selbst Rektor – an der Uni Graz.

Stelzer sieht Leuchtturm für ganz Österreich

Auch Stelzer meldete sich am Freitag zu Wort: "Mit dem visionären Konzept, dem nun fixierten Standort in Linz und dem bald kommenden Errichtungsgesetz nimmt die Technische Universität für Digitalisierung und digitale Transformation konkrete Form an." Als "Hochtechnologieland" haben man beste Voraussetzungen, neue Arbeitsplätze, Gründungen sowie Betriebsansiedelungen in diesem Zukunftsbereich zu schaffen. "Die Universität soll ein Leuchtturm für ganz Österreich werden, mit einer Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus."

In Wels zeigte man sich über die Entscheidung enttäuscht, die TU in Linz anzusiedeln. Oberösterreichs zweitgrößte Stadt hatte dem Bund ein "Angebot zur Unterbringung der Universität in Bahnhofsnähe gemacht" und hätte eine Kooperation mit der Fachhochschule vorgehabt, teilte Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) mit. Nun wolle er versuchen, Kooperationsprojekte mit der neuen Uni zu entwickeln, "um zumindest teilweise IT-Know-how nach Wels zu bekommen". (Lara Hagen, 21.1.2022)