Monika Spiegel arbeitet an der Sigmund-Freud-Privat-Uni.

Foto: Hannah Wildner

STANDARD: Der erste Bachelor Professional startet im Herbst. Vieles scheint aber noch unkonkret. Ist das auch Ihr Eindruck?

Monika Spiegel: Ja, da ist noch einiges zu tun. Die größte Änderung ist ja die, dass die Akkreditierung der Lehrgänge nicht mehr über die Akkreditierungsagentur AQ Austria, sondern über die Hochschulen läuft. Die Hochschulen werden also ihre Qualitätskriterien anpassen und die Zulassung zu den Programmen regeln müssen. Sie müssen festlegen, wie viele Jahre im Beruf es braucht und welche anderen Qualifikationen nötig sind.

STANDARD: Wie stark wird dieses Angebot die Bildungslandschaft verändern?

Spiegel: Es ist kein Umbruch, sondern eher ein Aufbruch der Hochschulen in eine neue Richtung. Es eröffnet ihnen die Möglichkeit, Menschen über den Tellerrand hinausblicken und etwas Neues wagen zu lassen. Hochschulen öffnen ihre Tore für die Zivilgesellschaft.

STANDARD: Und es ist ein Geschäftsfeld. Ein Kritikpunkt am Bachelor Professional und am Master Professional ist die mangelnde Akzeptanz der Abschlüsse im Ausland.

Spiegel: International wird sich die Akzeptanz erst zeigen müssen. So sind diese Abschlüsse etwa in Deutschland zugelassene Berufsabschlussbezeichnungen, in Österreich jedoch künftig akademische Grade. Die Aufgabe der österreichischen Hochschulen wird es sein, ganz klar zu kommunizieren, welche Lernergebnisse mit dem Titel erreicht werden, um die Akzeptanz, auch international, zu erhöhen.

STANDARD: Wer soll den Bachelor Professional machen – und warum?

Spiegel: Das werden ganz generell Menschen sein, die gerne noch einen universitären Abschluss hätten. Der Bachelor hat ja inzwischen die Matura abgelöst. Vielleicht sagt jemand mit 40: ‚Ich habe mein Leben lang nur gearbeitet, jetzt möchte ich noch in die wissenschaftliche Welt eintauchen.‘

STANDARD: Erhofft sich mancher vielleicht auch eine Beförderung oder mehr Gehalt?

Spiegel: Ich glaube, dass es hier gar nicht so sehr um mehr Geld geht – eher darum, dass man sich in seinem Beruf spezialisieren will. Ein Beispiel wäre eine Mitarbeiterin in der Personalabteilung, die mehr über Online-Recruiting erfahren möchte. IT wird sicher eine wichtige Rolle in diesen neuen Lehrgängen spielen, aber etwa auch soziale Fähigkeiten.

STANDARD: Planen noch weitere Hochschulen ein solches Angebot?

Spiegel: Manche Hochschulen lassen die Finger davon, weil sie meinen, das sei zu wenig wissenschaftlich, andere überlegen. Wir als SFU sind im Prozess, führen Gespräche mit diversen Unternehmen. Denn natürlich ist es eine gute Möglichkeit, Menschen praxisbezogene Studien anzubieten mit Inhalten, die sie im Beruf wirklich brauchen. Eine Idee wäre ein Kombinationsstudium Psychologie und Recht. Aber das ist noch Zukunftsmusik. (Interview: Lisa Breit, 22.1.2022)