EZB-Chefin Christine Lagarde: Man werde sich auch andere Werkzeuge anschauen.

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Wien – Die Wirtschaftswelt versucht, sich von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen. Doch die Inflation könnte hier einen Strich durch die Rechnung machen, weil sie die Kauflaune zu bremsen droht. In Österreich hat sich ein Wocheneinkauf im Vorjahr um 9,4 Prozent verteuert. Dieser Preisauftrieb belastet viele Haushalte, zumal die Kosten für Energie, Miete und Treibstoffe ebenfalls deutlich angezogen haben.

Im Kampf gegen die Inflation hatte sich die EZB bisher zurückgehalten. Das könnte sich bald ändern. EZB-Chefin Christine Lagarde kündigte beim Online-Forum Davos an, dass die Zentralbank nach dem Ende der Anleihenkäufe sich auch andere Werkzeuge anschauen werde – dazu gehörten auch Zinserhöhungen. Derzeit sei aber nicht absehbar, dass die Inflation über eine Lohn-Preis-Spirale außer Kontrolle gerate.

Zinserhöhung in Großbritannien

In Großbritannien hatte die Notenbank im Dezember bereits ihren Leitzins erhöht. Erwartet wird, dass die Bank of England im Februar eine weitere Anpassung auf 0,5 Prozent vornehmen wird. Die britische Inflation stieg im Dezember auf 5,4 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit fast 30 Jahren. Die Kauflaune trübt sich bereits merklich ein. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen fiel im Jänner um 4,0 auf minus 19 Zähler, wie die GfK-Konsumforscher am Freitag zu ihrer monatlichen Umfrage mitteilten. Das ist der niedrigste Stand seit Februar 2021, als das Land wegen der Corona-Pandemie unter einem strengen Lockdown stand.

"Trotz einiger guter Nachrichten über die Lockerung der Covid-19-Beschränkungen stellen sich die Verbraucher eindeutig auf eine anziehende Inflation, steigende Kraftstoffrechnungen und die Aussicht auf Zinserhöhungen ein", sagte GfK-Experte Joe Staton. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Stimmung verbessere, sobald die Omikron-Welle vorüber sei. Denn die Sorgen hätten sich auf die höheren Lebenshaltungskosten verlagert, die die Menschen noch monatelang belasten dürften.

Stetig steigende US-Inflation

Auch die USA kämpfen mit einer stetig steigenden Inflation. Die US-Verbraucherpreise steigen so rasant wie seit rund 40 Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten im Dezember 7,0 Prozent mehr – das ist der höchste Wert seit Juni 1982. Finanzministerin Janet Yellen kündigte an, dass die US-Notenbank und die Regierung Maßnahmen ergreifen wollen, um die Preisbeschleunigung zu verringern. Voraussetzung sei aber, dass die Corona-Pandemie in Schach gehalten werde. Die Fed stellte bereits drei Zinserhöhungen für das laufende Jahr in den Raum.

Von den steigenden Lebenskosten sind vor allem Familien mit Kindern sowie kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen betroffen, hat das deutsche IMK-Institut der Hans-Böckler-Stiftung erhoben. Demnach weisen in Deutschland Alleinstehende mit niedrigem Einkommen zwar die im Vergleich geringste haushaltsspezifische Teuerungsrate mit 4,4 Prozent auf, das sei aber zweischneidig, denn diese Haushalte seien stark von den kräftigen Preisanstiegen bei Lebensmitteln und Energie betroffen. Dies sind Güter des Grundbedarfs, deren Konsum kaum reduziert werden kann. (bpf, 22.1.2022)