Die 19-jährige Burgenländerin Lena Grabowski holte Kurzbahn-EM-Bronze.

Foto: GEPA pictures/Johannes Friedl

Der STANDARD feiert seine zehntausendste Ausgabe. Aus diesem Anlass beschäftigen wir uns mit der Zahl Zehntausend.

Ich schwimme im Leistungszentrum Südstadt immer zur gleichen Zeit, immer im gleichen Becken. Ich sehe immer dieselbe Wand, immer denselben Boden. Der Schwimmsport kann eintönig sein. Ich mag das. Ich brauche einen geordneten Ablauf, ich will keine Hektik. Die Monotonie gibt mir Sicherheit, sie gibt mir innere Ruhe. So funktioniere ich.

Trotzdem tut es gut, das Schema gelegentlich zu brechen. Deshalb fahren wir einmal pro Saison auf Trainingslager, um frische Eindrücke zu sammeln. Kein Becken ist wie ein anderes. Andere Tiefe, anderes Wasser, andere Temperatur. Ist die Decke in der Halle höher, fühle ich mich um Welten langsamer.

Ich schwimme pro Tag ungefähr 240 Längen im 50-Meter-Becken. Die Gedanken schweifen dabei nicht ab, ich fokussiere mich auf meine Technik. Konzentration ist gefragt. Ich habe im Training nicht die nächste Medaille im Sinn, ich muss nicht immer das große Ziel vor Augen haben. Aber ich muss in jeder Einheit alles geben. Nur so habe ich beim nächsten Wettkampf Gewissheit, die Beste zu sein, die ich sein kann. Das gibt mir Sicherheit. Und diese Sicherheit führt zu besseren Ergebnissen. Ich muss wissen, dass ich am Maximum bin. Dass ich in diesem einen Moment nicht mehr hätte rausholen können. Dann bin ich auch nicht niedergeschlagen, wenn es nicht ganz nach vorn reicht.

Ob ich jeden Morgen voll motiviert ins Training gehe? Nein. Solche Tage gibt es bei jeder Sportlerin. Nur wenn man diese Phasen überwindet, kann man im Sport etwas erreichen. Wenn man nachgibt, geht man unter. Die Bronzemedaille bei der Kurzbahn-EM 2021 über 200 Meter Rücken hat sich gut angefühlt – sie war aber nur eine Teilbelohnung. Die Kurzbahn ist nicht olympisch, sie hat nicht denselben Stellenwert wie die Langbahn. Man taucht mehr, als man schwimmt. Und eigentlich bin ich im Schwimmen stärker als im Tauchen.

Eine Medaille im 50-Meter-Becken wäre ein echter Lohn für die Anstrengungen der vergangenen Jahre. Ich stecke meine ganze Energie in die Langbahn. Meine Ziele? Die Olympischen Spiele von Paris 2024 sind noch weit weg und trotzdem im Hinterkopf. Ich mache alles Schritt für Schritt, Zug für Zug. Immer im gleichen Becken. (Protokoll: Philip Bauer, 22.1.2022)