Die Einsiedlei am Palfen ist nur nach einem kurzen Fußmarsch zu erreichen.

Foto: Stefanie Ruep

Sie sind ein guter Zuhörer, mit dem christlichen Glauben vertraut, schätzen das einfache Leben und sind handwerklich geschickt? Wie wäre es mit einer neuen Aufgabe als Eremit? Denn Stadt und Pfarre Saalfelden sind wieder auf der Suche nach einem neuen Einsiedler für den Palfen. Die Eremitage im Salzburger Pinzgau ist von Frühling bis Herbst eine der letzten bewohnten Einsiedeleien Europas. Im Winter ist sie geschlossen.

Zuletzt verbrachte der Bad Ischler Matthias Gschwandtner zwei Saisonen in dem kleinen Haus an der Felswand mit der Aussicht auf das Kitzsteinhorn. Der STANDARD besuchte ihn im Vorjahr und bat ihn zum Interview. Dass Gschwandtner nicht länger bleibt, war von vornherein klar. "Das andere Leben ruft immer lauter nach mir. Familie, Freunde, Verwandte, Kreise habe ich in den letzten beiden Jahren vernachlässigt. Ich bin sehr dankbar für deren Toleranz und Akzeptanz", erklärt der verheiratete Pensionist im weihnachtlichen Pfarrbrief zu seinem Abschied von der Klause. Er war der erste evangelische Einsiedler auf dem Palfen. "Es waren für mich besondere, intensive und einzigartige Monate in diesem Felsenensemble über Saalfelden", schreibt der Oberösterreicher.

Wer glaubt, als Einsiedler am Palfen sei man einsam, der irrt. Es ist vielmehr eine Herausforderung, mit der enormen Anzahl an Besuchern im Hochsommer gut umzugehen. Es kommen sehr viele Einheimische und Gäste, um die Aussicht zu genießen, zu beten und zu reden. "Wir suchen einen in sich ruhenden Menschen, der bereit ist zum Gespräch. Er soll sich nicht aufdrängen. Aber er soll da sein für die Pilger", sagt der Saalfeldner Pfarrer Alois Moser, der gemeinsam mit Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) einen neuen Einsiedler auswählen wird.

Kein Strom oder fließendes Wasser

Hinzu kommt das karge Leben in der Klause. Es gibt keinen Strom oder fließendes Wasser. Trinkwasser muss aus einem Brunnen einige Stufen den Berg hinab geholt werden. Und auch Einkäufe müssen aus dem Ort hochgetragen werden, da die Klause nur zu Fuß erreichbar ist. Die Aufgabe des Eremiten ist auch, jene des Mesners zu übernehmen. Dreimal am Tag ist die Glocke zu läuten und Gebetszeit. Kleinere Reparaturen am Gebäude und an den Außenanlagen sollte der neue Bewohner der Eremitage selbstständig durchführen können.

Die Gemeinde habe bereits mit mehreren Kandidaten gesprochen, die bei früheren Auswahlverfahren nicht zum Zug gekommen sind. Es stehe keiner zur Verfügung, deshalb hat die Stadt die Funktion auf der Website neu ausgeschrieben. Die Bewerbung sollte ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und ein aktuelles Foto enthalten. "Für uns ist es wichtig, dass die Beweggründe für die Bewerbung klar ersichtlich sind", fügt Dechant Moser hinzu. Und die Bewerbung sollte "offline" erfolgen, also per Post. (Stefanie Ruep, 25.01.2022)