Kritisiert Deutschland: Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba.

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Kiew/Moskau – Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba kritisiert die Weigerung Berlins, Waffen an sein Land zu liefern. "Wir sind enttäuscht über Deutschlands anhaltende Weigerung, die Lieferung defensiver Waffen in die Ukraine zu genehmigen, besonders in der derzeitigen Situation", sagte Kuleba der "Welt am Sonntag". "Wir wären noch enttäuschter, wenn Deutschland nicht nur ablehnte, uns defensive Waffen zu liefern, sondern auch noch andere daran hindern würde, dies zu tun."

"Wollen in der Lage sein, uns zu verteidigen"

Die US-Zeitung "Wall Street Journal" hatte am Freitag berichtet, Deutschland blockiere die Lieferung deutscher Waffen durch Estland an die Ukraine. Kuleba betonte, die Ukraine stehe unter keinem Waffenembargo. Sie habe nie militärische Angriffsoperationen geplant und tue das auch jetzt nicht. Je stärker die Ukraine jetzt sei, desto niedriger sei das Risiko eines weiteren militärischen Konfliktes mit Russland. "Wir sind eine Nation, die seit 2014 angegriffen wird, und wir wollen einfach in der Lage sein, uns zu verteidigen und einen größeren Konflikt zu verhindern".

Er respektiere die deutschen Verweise auf die Vergangenheit, um die aktuelle Politik zu erklären, aber er könne dem nicht zustimmen. "Die Ukraine hat immense Verluste und Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erlitten. Nun, da wir erneut leiden und bedroht werden, ist die einzig angemessene Politik uns zu erlauben, uns zu verteidigen". Deutschland habe in der Vergangenheit Fehler gegenüber der Ukraine begangen. Ein Teil der deutschen Verantwortung bestehe darin, "heute die richtigen Entscheidungen zu treffen." (APA, 23.1.2022)