Dass das klassische Ethernet-Kabel dank Wifi 7 wirklich ausgedient haben wird, darf vorsichtig angezweifelt werden.

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Auch während der Pandemie dreht sich die Technikwelt flott weiter. Der aktuelle WLAN-Standard 6 (802.11ax), beginnt gerade erst langsam, sich im Mainstream zu etablieren, da steht bereits sein Nachfolger vor der Tür. Der taiwanische Chiphersteller Mediatek berichtet von einem ersten Livetest, in dem man den aktuellen Standard um den Faktor 2,4 schlagen konnte.

Bei dem Versuch, zu dem "Schlüsselkunden und Industriepartner" geladen waren, erzielte man nach eigenen Angaben Übertragungsraten nahe dem theoretischen Maximum für 802.11be, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von der Wifi Alliance als "Wifi 7" deklariert werden wird.

WLAN statt Kabel?

Er soll im Endeffekt Übertragungsraten nahe 40 Gigabit pro Sekunde erlauben. Möglich machen soll das die zusätzliche Verwendung von 320 Mhz-Kanälen in den bestehenden 2,4-, 5- und 6-Ghz-Frequenzspektren sowie die Implementation von QAM (Quadrature Amplitude Modulation) mit bis zu 4096 Bits. Als optionales und von Mediatek genutztes Feature kommt außerdem Multi-Link Operation (MLO) hinzu, dank der mehrere Kanäle in verschiedenen Frequenzspektren gebündelt werden können.

In einer Presseaussendung platziert Mediatek Wifi 7 gar als Alternative zu klassischen, verdrahteten Anbindungen. "Wifi 7 beseitigt die Notwendigkeit für Netzwerkkabel, wenn Nutzer eine stabilere Verbindung wollen", schreibt man. Der Standard solle zum "Rückgrat" für 8K-Streaming, Cloudgaming, Home Office als auch von Netzwerken im geschäftlichen und industriellen Bereich werden.

Dem ist freilich hinzuzufügen, dass auch 802.11be als drahtlose Übertragung den üblichen Limitationen physikalischer Natur unterworfen ist. Das bedeutet, dass zwar über höhere Frequenzen mehr Daten gesendet werden können, die Reichweite aber abnimmt. Die Größe und Beschaffenheit von Hindernissen wie Wänden in der Funkrichtung beeinflusst Reichweite und Signalqualität ebenfalls. Das ist übrigens auch ein Grund, warum Mobilfunker für 5G zumindest in Ballungsräumen auf ein dichtes Sendernetz setzen, wobei hier die einzelnen Sender mit viel weniger Leistung betrieben werden, als die oft auf Hügeln und Bergen aufgestellten Masten zur Flächenabdeckung ruraler Regionen.

Für Kabelverbindungen stellen Wände und dergleichen kein Hindernis dar. Allerdings kann, so zwischendurch keine Signalverstärkung erfolgt, die Länge des Kabels zum Problem werden. Zudem ist auf gute Abschirmung zu achten, um etwa Störungen durch parallel geführte Stromkabel zu verhindern.

Erste Produkte schon 2023

Bei seinem Zeitplan liegen Mediatek und andere Hersteller vor der Wifi Alliance. Bereits im kommenden Jahr will man erste Produkte auf den Markt bringen, die 802.11be unterstützen. Mit einer Zertifizierung des Standards als "Wifi 7" ist allerdings erst 2024 zu rechnen. Gute Verfügbarkeit von Routern und anderen Geräten für Endkunden dürfte frühestens 2025 gegeben sein. (gpi, 23.1.22)