Im Konferenzsaal, die Besprechung beginnt: von links: Dr. Gerhard Klopfer (Fabian Busch), Friedrich Wilhelm Kritzinger (Thomas Loibl), Dr. Wilhelm Stuckart (Godehard Giese), Martin Luther (Simon Schwarz), Erich Neumann (Matthias Bundschuh), Dr. Roland Freisler (Arnd Klawitter).

Foto: ORF/ZDF/Julia Terjung

Man kennt das vom Meeting. Zettel, Stifte und Kaffee sind, es fahren die Teilnehmer vor. Begrüßung, Small Talk, dann gibt es allerhand zu besprechen.

Alle sind höflich, schließlich sind die Beteiligten gebildet und in guten Positionen. Einer hält alles zusammen und schaut, dass etwas weitergeht.

So trug es sich zu im Jänner 1942, als sich 15 hochrangige Vertreter des NS-Regimes in einer Villa am Wannsee trafen. Geladen hatte der Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, zu einer "Besprechung mit anschließendem Frühstück".

Superlative sind angebracht

Fast eine normale Konferenz – wäre es nicht darum gegangen, den Massenmord an elf Millionen Juden zu organisieren. Rund 90 Minuten dauerte das Treffen, am Montag zeigen ORF und ZDF, was der Regisseur Matti Geschonneck daraus gemacht hat.

Bei der Wannseekonferenz ist ein Superlativ angebracht: Die Beteiligten legen ein Meisterwerk des Grauens vor. Philipp Hochmair, der Heydrich spielt, ist – im positiven Sinn – nur schwer zu ertragen. Er ist eben kein offensichtliches Monster, in ihm zeigt sich die "Banalität des Bösen".

Keine Musik, keine Liebesgeschichte

Kalt, präzise, bürokratisch wird die "Endlösung" besprochen. Widerstand gegen die mörderischen Pläne? Oh ja, es gibt sie. Aber nur, weil jemand um seine Kompetenz fürchtet oder sich sorgt, dass dem Deutschen Reich dann Arbeitskräfte fehlen könnten.

Bemerkenswert ist, was dieser Film alles nicht aufbietet. Er kommt völlig ohne Musik aus, braucht Gott sei Dank auch keine Liebesgeschichte. Er wirft keinen Blick auf die Opfer, nur auf die Täter.

Die 90 Minuten sind eine wichtige und wuchtige Zumutung. Nirgendwo gibt es Hoffnung oder einen Moment der Erholung. Man sollte den Film im Geschichtsunterricht zeigen. (Birgit Baumann, 24.1.2022)