Auf künftige Darbietungen im Ringen um die virologische Themenführerschaft darf man gespannt sein.

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Herbert Kickl steht im Ruf, ein begnadeter Redner zu sein, was, wenn es denn wahr wäre, weniger über Herbert Kickls Fähigkeiten aussagen würde als über den bescheidenen Stand der Redekunst in Österreich. Diese Woche hat der FPÖ-Chef in dem für ihn charakteristischen Singsang das neue Impfregime der Regierung durch Sonne und Mond geschossen und nach dem Motto "Mao und Nehammer, die gleiche Packlrass" laut vor chinesischen Überwachungsverhältnissen gewarnt. So weit, so erwartbar.

Vielleicht wird Kickl aber bald nicht nur gegen Impfbefürworter anreden müssen, sondern auch gegen seinen früheren Polit-Spezi H.-C. Strache. H.-C. – seine Gattin hat im Parlament schmählicherweise für die Impfpflicht gestimmt – soll sich nämlich den Impfgegnern von der MFG annähern, er braucht Geld und einen Posten. Da weder FPÖ noch MFG mehr ins Feld zu führen haben als ihre medizinische Kompetenz, wäre der zu erwartende Konkurrenzkampf FPÖ gegen MFG ein Kampf bis aufs Messer: Impfgegner gegen Impfgegner, Ex-Innenminister gegen Ex-Vizekanzler, Rhetorikgott Kickl gegen Rednertitan Strache, Brutalität pur.

Auf die Darbietungen im Ringen um die virologische Themenführerschaft darf man jedenfalls gespannt sein. Es wird einiges zum Staunen geben, aber auch vieles zum Lachen. Wer impft weniger? Wer schimpft mehr? Man nehme Platz in der fußfreien ersten Reihe und lasse sich das Popcorn bringen. (Christoph Winder, 23.1.2022)