Moment mal. Uncharted, Nathan Drake und Collection. Da war doch mal was. Ja, die Legacy of Thieves Collection ist nicht die erste Session in der digitalen Maske für den guten Drake. 2015 gab es die Nathan Drake Collection, eine Sammlung der ersten drei Abenteuer. Jetzt folgen mit dem zweiten Sammelband die Teile vier und fünf der Reihe. Also A Thief's End mit dem bereits genannten Rabauken und The Lost Legacy mit der ebenfalls aus der Reihe bekannten Chloe Frazer in der Hauptrolle.

Immer auf der Suche nach Ärger: Nathan Drake.
Screenshot: Playstation

Grund dafür, dass die beiden Teile neu aufgelegt werden, obwohl sie erst 2016 und 2017 rauskamen? Klar, die Playstation 5. Die hat etwas mehr Power auf dem Buckel als ihre Vorgängerin, also kann man auch aus den bereits dumm und dämlich verkauften Werken noch etwas herausholen. Dass man sich dabei für Uncharted entschieden hat, ist so logisch wie unlogisch. Auf der einen Seite sind die Action-Adventure in der Community beliebt und versprechen damit hohe Verkaufszahlen. Auf der anderen Seite sehen Uncharted vier und fünf auch heute immer noch fantastisch aus. Und wer zum Start der PS5 einen PS-Plus-Account hatte, der kann A Thief's End immer noch gratis herunterladen.

Gesucht: Avery und Ganesha

Aber gut, fangen wir vorne an. In A Thief's End, mit dem Sie anfangen sollten, finden wir einen Nathan Drake vor, der sich der Jagd nach Schätzen entzogen hat. Er lebt mit Elena in New Orleans und taucht im Mississippi River nach … nun ja … meistens Schrott. Der Seelen- und Hausfrieden hält aber nur so lange, bis Nathans totgeglaubter Bruder wieder auftaucht und in Schwierigkeiten steckt. Von dort aus geht es nach Italien, Schottland und Co, um den Piratenschatz des Henry Avery zu finden.

Und auch im zweiten Abschnitt geht es nicht entspannter zu: Protagonistin Chloe Frazer.
Screenshot: Playstation

In The Lost Legacy, das ein paar Monate nach den Ereignissen des vierten Teils spielt, arbeiten Chloe Frazer und Nadine Ross zusammen, um den Stoßzahn von Ganesha zu finden. Dafür geht es durch die Landschaften und Tempel Indiens.

Das Gameplay beider Teile lässt sich in einem gemeinsamen Absatz beschreiben. Tauschen Sie einfach die Protagonisten aus – und fertig. Als Dummy-Name nehmen wir Chloe. Mit Chloe durchstreift man entweder eine halboffene Welt oder aber schlauchige Levels in der dritten Person. Zwischendurch gibt es Feuer- oder Faustgefechte mit bösen Buben, hin und wieder nicht allzu anspruchsvolle Rätsel und Kletterpassagen.

Der Enterhaken macht einfach Spaß, ist nicht anders zu beschreiben.
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Das funktioniert alles wunderbar, wir sind ja auch nicht mehr in den Teilen eins bis drei, in denen die Shooter-Passagen noch beinahe eine Qual und viel zu zahlreich waren. Wie bereits erwähnt, sind die Rätsel in der Regel nicht sehr herausfordernd, und wer doch Probleme hat, der bekommt nach einer gewissen Zeit auch Tipps. Die Klettereinlagen profitieren sehr vom Enterhaken. Vorher war es lediglich ein manchmal etwas dröges nach oben, links, rechts oder unten Geklicke. Mit dem Haken kommt etwas mehr Dynamik in die Sache. Vor allem dann, wenn man ihn auch im Kampf einsetzt.

Gefunden: Fantastische Landschaften und flüssige Bilder

Der Star der Spiele, auch hier wieder für beide gleich, sind die Kulissen. Sei es nun ein Luxusanwesen in Italien oder verlassene Tempelruinen in Indien. Immer wieder vergisst man das eigentliche Spielziel und schaut sich träumerisch in der Gegend um. Wie passend, dass Chloe im fünften Teil immer wieder ihr Smartphone zückt, um die Landschaften zu fotografieren.

Im fünften Teil darf man eine Zeitlang eine halboffene Welt erkunden.
Screenshot: Playstation

Und damit kommen wir auch schon zum wichtigen Teil: der technischen Umsetzung. Denn dafür ist die Collection ja da. Ja, 60 Bilder pro Sekunde sind möglich. Ja, das wertet die Spiele noch einmal gehörig auf. Ja, wer will, der kann auch in 4K und 30 Bildern pro Sekunde spielen. Und wer einen 120-Herz-Fernseher hat, der darf sogar mit 120 Bildern pro Sekunde zocken. Das lief während unseres Testes einwandfrei. Kein Ruckeln, kein Zuckeln, einen einzigen kurzen Lichtblitzer haben wir feststellen können, darüber hinaus hie und da Wegfindungsschwierigkeiten der KI-Begleiter, die nicht weiter schlimm sind, weil sie eh nachgebeamt werden. Und manchmal verhaken sich die Protagonistin oder der Protagonist beim Schwingen mit dem Enterhaken. Ansonsten macht die Collection das, was sie soll, nämlich super ausschauen.

Beide Teile sind schon verdammt schick.
Screenshot: Playstation

Was ist sonst noch neu? Der Dualsense-Controller kommt natürlich zum Einsatz. Sprich, die adaptiven Trigger simulieren Gewehrfeuer, die Straffung des Seils oder das Festhalten an Klippen, und das Gamepad ruckelt, was das Zeug hält, wenn Nathan oder Chloe einen Abhang runterrutschen. Außerdem: Ladezeiten gehören der Vergangenheit an. Vom Hauptmenü bis ins Spiel vergehen auf geradem Weg maximal zwei Sekunden.

Fazit

Und das war's. Mehr gibt es nicht an Neuerungen. Deswegen muss die Diskussion gestartet werden: Lohnt sich die Collection für den Preis von 50 Euro? Meiner Meinung nach kommt es ganz drauf an, mit wem man spricht. Wer Teil vier und fünf bereits gespielt hat, der braucht diese Sammlung nicht. Die Teile für die Playstation 4 schauen heute noch spitze aus und die verbesserte Framerate ist nett zu sehen und zu erleben, mehr aber auch nicht. Wer sich A Thief's End schon im PS-Plus-Bundle geholt und verschlungen hat, der muss sich überlegen, ob er 50 Euro für eine verbesserte Version des DLCs, wie man den Fünfer auch mit bösen Zungen benennen kann, ausgeben will (Auf Willhaben gibt es die PS4-Version auch gerne mal ab zehn oder 15 Euro). Wer beide Teile noch nie gespielt hat, erstens, schämt sich bitte, und zweitens, dem kann man die Collection definitiv ans Herz legen.

PlayStation

Ob diese Sammlung von zwei sechs bzw. fünf Jahre alten Spielen 50 Euro kosten muss, ist eine weitere Frage. Ja, das technische Update ist gut gemacht, aber wie gesagt, die PS4-Versionen schauen heute noch spitze aus. Ich glaube, dass ein Preis um die 40 Euro angemessener gewesen wäre. Zwei Spitzen-Games für jeweils 20 Euro, und dann auch noch hübsch aufgemacht? Guter Deal. Die zehn Euro mehr haben einen etwas faden Beigeschmack.

Nichtsdestotrotz ist die Collection gelungen. Das ist heutzutage ja auch nicht selbstverständlich. Ob Sie zur Zielgruppe gehören, müssen Sie entscheiden. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß dabei, beide Teile noch einmal zu erleben. Und bin froh, dass ich den ersten Teil nicht nochmal durchmachen musste … (Thorben Pollerhof, 27.1.2022)