Der STANDARD feiert seine zehntausendste Ausgabe. Aus diesem Anlass beschäftigen wir uns mit der Zahl Zehntausend.
Nein, nein, hier geht es nicht um Mobilität zur Zeit um Christi Geburt in Rätien, Noricum und Pannonien, obwohl das auch spannend wäre (dieses Themas nehmen wir uns einmal im Rondomobil an). Da gab es den STANDARD nämlich noch nicht, erst 1988 Jahre später, und dieses Datum, vor 10.000 STANDARD-Ausgaben, gilt für diesen Beitrag als Eichmaß.
Damals, da rollte erst zaghaft die Van-Welle an, ausgelöst von Chrysler Voyager und Renault Espace, auch der Nissan Prairie wäre in dem Zusammenhang zu nennen. Der SUV-Boom war noch nicht mal zu erahnen, einer, der ihn mitauslöste, Toyotas RAV4, trat erst etwa 1650 Ausgaben später, 1994, auf den Plan.
Kategorisch galt zwar längst nicht mehr der Imperativ, die Autowelt war aber insofern noch in Ordnung, als die Fahrzeuggattungen überschaubar waren: Fünftürer à la VW Golf, Stufenhecklimousinen, Kombis. Dazu noch ein paar Fließheckler, Cabrios, Roadster, Gelände- und Sportwagen, schon war aufgeräumt.
Nah und fern
Im Straßenbild fanden sich noch etliche Nachkriegszeugen: VW Käfer, Citroën 2CV, Renault 4, Fiat 500, die neue Zeit hatte aber insofern schon voll durchgeschlagen, als die junge fernöstliche Autonation Japan auf dem Höhepunkt ihrer Machtentfaltung stand, dazu gleich mehr. Die ersten Koreaner sollten erst zwei, drei Jahre später bei uns auftauchen, zunächst mit GM- und Mitsubishi-Lizenzprodukten, dann rasch aber auch mit Eigenentwicklungen – und wie die Japaner gerieten sie in den 1990ern in eine fundamentale Krise, die ihre Opfer forderte.
Die Statistik Austria war so freundlich, uns mit dem Material bezüglich der Situation im Jahr der Gründung des STANDARD auszustatten. Aus dem geht etwa hervor, dass es insgesamt 253.072 Pkw-Neuzulassungen gab. Kommt Ihnen das bekannt vor? Im ersten Corona-Jahr, 2020, brach der Markt von zuvor 329.363 auf 248.740 ein, 2021, aufgrund der Halbleiterkrise, war noch einmal eine Schrumpfung auf rund 239.803 zu verzeichnen. Zurück zu den Wurzeln, an den Start des STANDARD, könnte man sagen. Allzu viele Chips waren seinerzeit jedoch noch nicht in den Autos verbaut, Vernetzung, Internet: hä???
Weil wir vorhin bei Japan waren. 1988 führten die Nationenwertung die Deutschen an, sie erfochten 47,71 Prozent Marktanteil (Opel [11,38 %] und Ford [8,7] inklusive) – aktuell (2021) sind es 49,0, inklusive diverser Töchter wie Mini, Seat und Škoda, aber ohne Ford (5,0) und Opel (3,5). Ja, und dann kam schon Nippon. In Österreich präsent waren damals, alphabetisch sortiert: Daihatsu (0,85 Prozent Marktanteil), Honda (3,09), Isuzu (0,10), Mazda (9,23), Mitsubishi (4,08), Nissan (4,58), Subaru (1,22), Suzuki (2,35) und Toyota (7,65) – zusammen kamen sie auf 31,93 Prozent vom Kuchen, sprich ein knappes Drittel entschied sich für die trendige Ware von ganz weither.
Waren die Japaner ursprünglich angetreten unter akutem Dumpingverdacht und erfreuten sie die p. t. Klientel mit für damalige Verhältnisse üppig ausgestatteten Fahrzeugen – Radio serienmäßig! Seitenspiegel beidseitig! Schiebedach! (sie konnten kaum anders, weil sie ihre Autos immer auf dem Schiffsweg nach Europa brachten; lange aufpreispflichtige Extralisten verbaten sich schon durch noch nicht vorhandene Lagermöglichkeiten) –, so waren sie inzwischen auch technisch auf der Überholspur.
Wie dagegen ankämpfen? Die alte Autowelt war lange ratlos. Ferdinand Piëch, Enkelsohn Ferdinand Porsches, 1988 gerade Audi-Chef geworden (und drei Jahre später VW-Konzernchef), hatte damals die Situation recht tiefgründig analysiert und die Devise ausgegeben: Wir müssen die Japaner mit ihren eigenen Waffen schlagen. Die Übung scheint gelungen, denn inzwischen (2021) hat sich ihr Marktanteil bei uns auf 10,5 Prozent reduziert.
Zurück zu 1988. In der Nationenwertung folgten Frankreich mit 10,57 Prozent, Italien mit sechs und Schweden mit 1,35. Interessant auch das Modellranking: Wie jahrzehntelang üblich, führte der VW Golf mit weitem Abstand. 25.422 Stück – gut zehn Prozent vom Gesamtmarkt.
Es folgten: Opel Kadett (15.217), Toyota Corolla (11.343), Mazda 323 (10.116), Mazda 626 (10.089), Audi 80 (7349), Ford Escort (7142), Opel Ascona (6737), VW Jetta (6633), Nissan Sunny (6284), Honda Civic (5809), Mercedes W124 (5527), Fiat Uno (5089), Ford Sierra (4949), BMW 3er (4935), VW Passat (4797), Citroën BX (4290), Mitsubishi Colt (3878), Mercedes 190 (3844), Peugeot 205 (3828), Ford Fiesta (3391), Nissan Micra (3310), Renault 5 (3250), Opel Corsa (3180) und Renault 21 (3092), um es bei den top 25 zu belassen.
Kompakt dominiert
Sieht man sich die Fahrzeugkategorien an, zeigt sich, dass das Kompaktsegment, sprich die Golf-Klasse inklusive Kombis und Stufenhecks, bei weitem den Ausschlag gab. Von den insgesamt, wie gesagt, 253.072 Pkw-Neuzulassungen entfielen rund 98.500 Stück darauf.
Der nächste große Brocken ging mit 63.147 Stück an die untere und obere Mittelklasse – Modelle heutiger Premiumhersteller miteingerechnet, gefolgt von den Kleinwagen mit 43.272. Dort, wo die 1978 vom damaligen Kanzler Bruno Kreisky eingeführte Luxussteuer besonders brutal zuschlug, war die Luft noch viel, viel dünner als heute: Die S-Klasse von Mercedes (Baureihe 126) kam auf 64 Zulassungen, der noch nicht ganz an sie heranreichende 7er von BMW auf 750, von Jaguar wären 139 XJ Serie III zu erwähnen sowie ein Bentley. Außerdem, Kategorie Sportwagen, fanden 297 Porsches (911, 924, 944, 928), 45 Ferrari, zehn Morgan, sechs Lotus, und zwei Lamborghini unters Volk.
Heimatbewussten Lesern werden vielleicht die 81 Puch G ein behagliches Schmunzeln entlocken, und, um zum Abschluss zu kommen: Sogar ein Elektromobil weist die Statistik vor 10.000 STANDARD-Ausgaben bereits aus – einen Elektro-Panda von Fiat. Kleine Analogie zum STANDARD: ein richtungweisender Auftakt in eine neue Ära – hie in der Mobilität, da in der heimischen Medienszene. Wir bedanken uns herzlich für Ihre Treue und hoffen, dass Sie mit uns auch die nächsten 10.000 Ausgaben gut fahren. (Andreas Stockinger, 26.1.2022)