Wer erwartet hat, dass Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) zu ihrem allerersten "ZiB 2"-Interview (berechtigterweise) nervös erscheint, sich vielleicht verhaspelt, lange Nachdenkpausen einlegt oder hölzern spricht, wurde am Sonntagabend enttäuscht: Plakolm legte einen professionellen Auftritt hin. Sogar der stellenweise breite oberösterreichische Dialekt wirkte nicht aufgesetzt, sondern natürlich. Vielleicht hat es ja zur Lockerheit beigetragen, dass Anchorman Martin Thür beim Intervieweinstieg noch mit seinem Wasserglas und der Schwerkraft kämpfte.

Claudia Plakolm in der "ZiB 2": durch und durch auf Parteilinie.
ORF

Zum türkisen Interviewmodus gehört es freilich auch, möglichst wenig von den eintrainierten Antworten und schon gar nicht von der Parteilinie abzuweichen. Sogar den bereits auf und ab zitierten Talking-Point, sie sei die "Pacemakerin" für die Jugend, brachte Plakolm noch unter. Inhaltlich hatte sie zu erklären, warum die mündliche Matura im dritten (und womöglich nicht einfachsten) Pandemiejahr wieder verpflichtend wird und nicht wie zuletzt freiwillig ist.

Dass man jungen Menschen ja was zutrauen könne, erklärte Plakolm, und dass die mündliche Reifeprüfung ja auch eine Chance sei. Die Jugend wolle ja zeigen, was sie kann! (Wenn sie es wollte, konnte sie das auch in den vergangenen Jahren – aber eben freiwillig.) Und ein weiteres bemerkenswertes Argument brachte die Staatssekretärin ein: "Die Lehrlinge haben in den letzten beiden Jahren auch keine Erleichterungen erfahren bei ihren Abschlussprüfungen." Offenbar lautet der vorgegebene Pace bei der Jugend also: keine Erleichterungen für niemanden. (Sebastian Fellner, 24.1.2022)