Lernen, spielen und entdecken: Kindergärten sind mehr als Orte für Betreuung, sie sind die erste Bildungseinrichtung. Darauf machten am Montag Pädagoginnen und Pädagogen aufmerksam.

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Über Monate hinweg wurde der Kindergarten nicht erwähnt: Zu Beginn der Coronakrise nämlich, als immer nur darüber gesprochen wurde, wann Schulen wieder den Unterricht in den Klassenzimmern aufnehmen können, ob Lehrerinnen und Schülerinnen eine Maske tragen sollen, oder, wie die Matura in Zeiten der Pandemie organisiert werden kann. An die Allerkleinsten verschwendete die Politik wenige Gedanken. Dabei sahen sich im Frühjahr 2020 Tausende Eltern plötzlich damit konfrontiert, im Homeoffice mit Kleinkind zu arbeiten. Über Wochen war unklar, wie lange diese Situation anhalten würde.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde vielen Betroffenen klar, welche Leistung es ist, Tag für Tag kleine Kinder in den elementaren Bildungseinrichtungen zu betreuen. Wobei die Betreuung ja eigentlich das untergeordnete Thema ist. Vielmehr sind Kindergärten genauso wie Schulen und Universitäten Bildungsorte. Bildung von Anfang an – das ist es, was sie auszeichnet.

Von leise zu laut

Aus den Anfangszeiten der Pandemie haben die Pädagoginnen und Pädagogen mittlerweile gelernt. Sie sind nicht mehr leise, sondern erheben ihre Forderung zur Verbesserung der Situation in den Kindergärten lautstark. Im Herbst fanden Kundgebungen in Wien statt, wo Kindergartenpersonal öffentlicher und privater Einrichtungen kundtaten, woran es hakt.

Eine weitere Gelegenheit bot der Tag der Elementarbildung, der am Montag stattfand und an dem ein Forderungskatalog an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und die Landeshauptleute übergeben wurde. Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementare Bildung erläuterte im Ö1-"Morgenjournal" die wichtigsten Forderungen. So sind etwa die Gruppen mit bis zu 25 Kindern zu groß. Vor allem dann, wenn nur eine Pädagogin und eine Assistentin in der Gruppe stehen. "Da bleibt die persönliche Interaktion auf der Strecke", so Taslimi. Sie fordert eine Gruppengröße von maximal 18 Kindern, bei Kindern unter drei Jahren von acht Kindern. Der Aufwand für die Pädagoginnen sei gestiegen, die Entwicklung eines jedes einzelnen Kindes müsste etwa auch schriftlich festgehalten werden.

Frustrieren würde die Pädagoginnen, dass sie ihr Wissen nicht vollständig einsetzen können – weil nur für das Notwendigste Zeit sei. Die Bezahlung gehöre vereinheitlicht.

Verhandlungen zwischen Bund und Ländern

Der Bund verhandelt derzeit mit den Ländern eine neue 15a-Vereinbarung zur Finanzierung der Kindergärten. Ziel der Regierung ist es, die Kindergärten mit mehr Geld auszustatten. Konkret geht es um den Ausbau der Kindergartenplätze, die Ausweitung der Öffnungszeiten oder die Erhöhung der Mittel für Sprachförderung. Derzeit sind bis auf die Ausbildung, die schon bundesweit vereinheitlicht wurde, die Länder zuständig.

In einer Aussendung bekräftigte Bildungsminister Polaschek, er wolle Sorge dafür tragen, dass der "Beruf wieder an Attraktivität gewinnt". Ziel sei es, auch vermehrt Männer für das Berufsfeld zu gewinnen. Wie der STANDARD berichtete, sollen auch niedrigere Eingangshürden beim Aufnahmetest in die Ausbildungsstätten für Elementarpädagogen dazu führen, dass es mehr Interessierte gibt. Die Bildungssprecherin der Grünen bezeichnete ebenso den Personalschlüssel als "wichtigste Schraube für mehr Qualität". Bei den derzeit laufenden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern müsse bis zum Sommer ein umfassendes Investitionspaket herauskommen.

Fokus auf unter Dreijährige

Der Zusammenschluss "Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung" aus gemeinnützigen Kindergartenträgern wie etwa der Caritas erinnerte, dass in vielen Gemeinden immer noch keine Angebote für Unter-Dreijährige existieren. Die Sozialpartner pochten in einer Aussendung auf einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag. Jeder in frühkindliche Bildung investierte Euro komme achtfach zurück.

Die Neos taten kund, dass der Kindergarten entscheidend für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sagte, man solle den Pädagoginnen "die Anerkennung und Unterstützung zukommen lassen, die sie verdienen".

Eine Demonstration gab es am Tag der Elementarbildung zwar diesmal nicht, aber immerhin folgte am Nachmittag noch Aktionismus des ÖGB: Mit einem Herz aus Fackeln wurde auf die massiven Belastungen in Kindergärten aufmerksam gemacht. (Rosa Winkler-Hermaden, 24.1.2022)