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Die Gamingbranche macht Studien zufolge mehr Umsatz als das globale Porno-Business.

Foto: APA/AFP/Getty Images/David McNew

"Gamen ist wie Masturbieren. Jeder tut es, aber niemand möchte darüber sprechen", sagte Seamus Blackley, der als Vater der ersten Xbox gilt, im Jahr 2001. Am Wochenende ließ die Aussage in sozialen Medien erneut die Wellen hochgehen, als er betonte, dass Microsoft ihn deshalb fast gefeuert hätte. Allerdings ist der Vergleich heute aktueller denn je.

Zwei Riesen mit viel Umsatz

Denn es stimmt, dass Gaming in der Gesellschaft angekommen ist. So spielen in Österreich 5,3 Millionen Menschen digital, die meisten davon auf dem Handy, wo Spiele in puncto Aufmerksamkeit in Konkurrenz zu Videoportalen stehen.

Auch die Umsätze der Branchen sind vergleichbar: Mit Games werden jährlich 180 Milliarden Dollar Umsatz gemacht – zur Pornobranche gibt es kaum Zahlen, in einzelnen Quellen war vor der Pandemie von rund 100 Milliarden Dollar globalen Umsatzes die Rede.

Treiber der Innovation

Was zudem beide Branchen gemein haben: Sie sind Treiber und Entscheider der Innovation. So galten Schmuddelfilme als Wegbereiter der Videokassetten für den schamlosen Konsum in den eigenen vier Wänden. Anfang des Jahrhunderts soll die Schlacht zwischen HD-DVD und Blu-Ray entschieden worden sein, als sich die Industrie für Letzteres entschied – was nun egal ist, weil ohnehin der Großteil online konsumiert wird.

Ähnlich ist es in der Games-Branche: Geboren in den Spielhallen des vergangenen Jahrhunderts, wurden die Spiele in den 80er- und 90er-Jahren auf Datenträgern verkauft, mit dem Siegeszug des WWW begann der Verkauf auf Portalen wie Steam – und die Zukunft wird, so wie bei Videos, im Streaming gesehen: Spiele müssen nicht mehr gekauft und geladen werden, sondern werden von Servern auf das Endgerät übertragen.

Suffering from Buffering

Doch wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. So beklagte man in Zeiten langsamer Internetverbindung ein "suffering from buffering", wenn das Video lange zum Laden brauchte, und auch Gaming-Abos sind technisch noch nicht makellos.

So geschehen letztens bei einem Versuch, mit den Kumpels einen entspannten Abend mit dem Xbox Game Pass zu verbringen: Da war das eine Spiel beschädigt und ließ sich nicht starten, ein anderes erforderte ein Update mit absurd langer Downloadzeit. Ähnliches hört man von Amazons Onlinespiel New World, bei dem Spielerinnen und Spieler zum Launch in der Warteschleife hingen.

Vielleicht ist das etwas, das die Branchen bei allen Gemeinsamkeiten unterscheidet: Das eine ist eine einsame Tätigkeit, das andere macht man gern mit Freunden – sofern die Technik mitspielt. (Stefan Mey, 25.1.2022)