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Jerusalem – Die Zahl der antisemitischen Taten weltweit ist im Jahr 2021 einem Bericht zufolge so hoch gewesen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das berichten die Zionistische Weltorganisation, die sogenannte World Zionist Organization, und die Jewish Agency – sie ist die größte jüdische NGO weltweit und für Einwanderung nach Israel zuständig. Gemeinsam veröffentlichten sie am Montag ihren Jahresbericht. Demzufolge ereigneten sich durchschnittlich mehr als zehn Vorfälle pro Tag – fast die Hälfte davon in Europa und knapp 30 Prozent in den USA. In vielen Fällen handle es sich um Vandalismus, Graffiti oder die Schändung von Grabsteinen.

"Körperliche und verbale Angriffe machen weniger als ein Drittel der registrierten Vorfälle aus", hieß es in dem Bericht, der drei Tage vor dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust veröffentlicht wurde. Zudem sei "ein dramatischer Anstieg der Anzahl antisemitischer Verschwörungstheorien" in den Onlinenetzwerken festgestellt worden.

Corona-Demos

Der Bericht führte die Zunahme antisemitischer Taten im vergangenen Jahr unter anderem auf die Corona-Pandemie zurück. Bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen erheben Teilnehmer immer wieder den Vorwurf, damit werde eine Diktatur errichtet.

Sie ziehen diesen Vergleich etwa durch gelbe Sterne mit der Aufschrift "Ungeimpft", die an das Zwangskennzeichen für Juden unter der NS-Herrschaft erinnern. Dabei handle es sich um eine "Banalisierung des Holocaust", hieß es in dem Bericht.

Konflikt im Gazastreifen

Die Zunahme antisemitischer Taten stehe auch im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israel und der militanten Hamas, erklärten die Autoren des Berichts. Während elftägiger Gefechte zwischen Israel und der Hamas im Mai 2021 wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.

Der Konflikt habe "eine Welle von pro-palästinensischen und anti-israelischen Demonstrationen ausgelöst", hieß es. "Die große Mehrheit" dieser Demonstrationen habe "antisemitische Vorfälle und schwere Gewalt" gegen Juden zur Folge gehabt.

Der Bericht nannte jedoch auch einige wichtige Erfolge: So hätten mehrere Länder neue Gesetze im Kampf gegen Antisemitismus verabschiedet. (APA, 24.1.2022)