Das JWST ist auf der angepeilten Umlaufbahn um L2 angekommen.
Bild: Nasa / AFP

Das James-Webb-Teleskop (JWST) ist 30 Tage nach dem Start seiner Reise angekommen: Es hat am Montagabend in 1,5 Millionen Kilometer Entfernung den sogenannten zweiten Lagrange-Punkt (L2) erreicht, wo es durch die Anziehungskräfte von Sonne und Erde in relativ stabiler Position im Verhältnis zu diesen beiden Himmelskörpern gehalten wird, wie Eric Smith erklärt, der bei der US-Weltraumorganisation Nasa als Wissenschafter für Webb zuständig ist. An diesem "Punkt" umkreist das Teleskop nun die Sonne mit der Umlaufzeit der Erde. Dabei ist nur relativ wenig Raketenschub-Energie zum Korrigieren seines Kurses notwendig.

So ähnlich sieht die Umlaufbahn aus, auf der sich das Weltraumteleskop nun befindet.

Um "einzuparken", war ebenfalls nur ein leichtes Korrekturmanöver nötig. An diesem Ort (der genauer gesagt wiederum auf einer Umlaufbahn um L2 liegt) wird das JWST noch in diesem Jahr die ersten Bilder aus den bisher unbetrachteten Tiefen – und damit auch der Vergangenheit – des Alls liefern, wenn alles gut geht und die Messinstrumente die Reise überstanden haben. Durch die Aufnahmen im Infrarotbereich können auch kühlere Himmelskörper wahrgenommen werden und solche, die in oder auf der anderen Seite von interstellaren Gas- und Staubwolken liegen.

Revolutionärer Ausblick

Die Lage am L2 ermöglicht es, jederzeit quasi in einem weiten Winkel ins All hinauszublicken und vor der Sonnenenergie, die teilweise von Erde und Erdmond reflektiert wird, verhältnismäßig geschützt zu sein. Zum Schutz vor der Hitze der Sonne ist ein Sonnenschild nötig, der bereits wenige Tage nach dem Start entfaltet wurde. In den vergangenen Wochen folgte das Aufklappen der Teleskopspiegel, die das gelbe Wabenmuster des Teleskops bilden. Die genaue Ausrichtung wird erst in etwa drei Monaten abgeschlossen sein.

Das Gemeinschaftsprojekt der europäischen Weltraumagentur Esa, der Nasa und der kanadischen CSA ist mit hohen Erwartungen beladen: Es soll bisher unmögliche Bilder aus weit entfernten Regionen des Weltalls liefern, neue Informationen zur Entstehung des Universums beisteuern und damit die Astronomie revolutionieren.

Forschungsbetrieb ab Sommer

Auch die Suche nach Atmosphären, die Leben ermöglichen könnten, steht bereits auf dem Beobachtungsplan, in den sich Astronominnen und Astronomen aus aller Welt eintragen lassen können. Relativ nahe gelegene Objekte wie der Mars und Monde des Saturns sollen ebenfalls untersucht werden.

In den kommenden Monaten wird das James-Webb-Teleskop sich auf seine Arbeit vorbereiten: Stück für Stück werden die Geräte eingeschaltet, getestet und kalibriert. Zu Beginn des Sommers soll im Idealfall der wissenschaftliche Betrieb starten. Im Gegensatz zum Weltraumteleskop Hubble kann es auf seiner weit entfernten Umlaufbahn um die Sonne allerdings nicht repariert werden. (sic, 24.1.2022)