Gastro-Prüfung, erste Frage: "Gegeben ist ein latenter Wunsch nach veganer Küche mit der Möglichkeit, dort Schach zu spielen. Finde die möglichen Lösungen und erkläre den Weg dorthin."

Wer das Internet halbwegs bedienen kann, bekommt Rupp’s im Fünften und das Jetzt in Hernals als Antworten. Der Weg dorthin bleibt hier einmal unterschlagen. Frage zwischen vier und fünf: "Dem Durst nach Wein ist ein Bedürfnis nach Naturwein eingeschrieben, in welchen elf Lokalen findest Du a) ein entsprechendes Angebot und b) den damit einhergehenden Rahmen?"

Antwort 1, Mast: Dieses zeitgenössische Weinbistro ist ein Pilgerort für Naturweinfreunde. Matthias Pitra und Steve Breitzke steuern je zwei Buchstaben zum Namen und ihr gesamtes Wissen als dekorierte Spitzensommeliers zum Wein bei. Sämtliche Weine sind bio, mehr oder weniger alle Weine sind in der Kategorie Naturwein bestens aufgehoben. Das Erfreuliche im Mast ist aber auch die Küchenleistung. Lukas Lacina macht in der Küche alles richtig und bekommt dafür auch Bestnoten. Jedes Gericht im Mast ist eine Augenweide, jeder Wein dazu eine Entdeckungsreise.

Antwort 2, Pub Klemo: Der Name spielt mit Pape Clément, der als Papst Clemens einst in Avignon residierte und, so ganz en passant, ein bordelaiser Weingut erbte – das in der Folge nach ihm benannte Chateau Pape Clément. Das Pub Klemo ist keine reine Naturweinbar, aber ob des Angebots von den Apologeten des Vin naturel durchaus als solche wahrgenommen. Es gibt rund sechzig Weine offen zu trinken; zu speisen gibt es Kaltes, Pasta und Geschmortes von allerfeinster Qualität. Das Pub Klemo ist das Wein-Kompetenzzentrum in Wien.

Im Café Espresso kann man Naturwein nicht nur trinken, sondern auch mit nach Hause nehmen.
Foto: Christian Fischer

Antwort 3, Bruder Küche & Bar: In dieser Bar mit Küche haben die Gerichte und Getränke lustige Namen, ansonsten ist das Angebot durchaus ernst zu nehmen. Fröhlich und freundlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Speisen – viel Fermentiertes – kreativ abgemischt und gekonnt zubereitet. Das Ziel der Betreiber seien, laut kekinwien.at, satte und besoffene Gäste. Das schaffen sie, glücklich sind die meisten auch noch. Das Gesamtpaket ist überwältigend.

Antwort 4, Café Kandl: Hier gibt es fantastisches Essen, großartige Cocktails und eine beachtliche Naturweinkarte mit Flaschen aus der ganzen Welt. Was die Designer und Innenarchitekten des Ifub aus dem Biedermeierhaus und dem Hof im siebten Bezirk geschaffen haben, ist eine beachtliche Bühne für die Bistro-Küche im Sharing-Style. Zeitlos hip, geht das? Im Café Kandl hofft man darauf.

Antwort 5, Café Bar Espresso: Eines der liebenswertesten Kaffeehäuser der Stadt mit hochanständigem Naturweinangebot. Wobei ja ein Espresso in den 1950er-Jahren der Aufstand der Jungen gegen die muffigen Kaffeehäuser der Alten war. Die Einrichtung ist größtenteils original, das kulinarische Angebot erstreckt sich vom Frühstück, das man auch abends konsumieren kann, hin zu Mittagstellern und spontanen kulinarischen Einfällen. Einer Jukebox analog sorgen DJs auf ihren Decks für abendliche Soundkulisse – und am Naturwein kann man hier, neben all den Gin-Drinks, nicht nur nippen, sondern ihn auch zu Ab-Hof-Preisen mit nach Hause nehmen.

Antwort 6, O boufés: Ursprünglich eine Naturweinbar mit Filippous Häppchen als Weinbegleiter, jetzt deutlich mehr Zweitlokal zum Zweisterner nebenan, mit Schwerpunkten auf Fisch sowie Schalen-, Weich- und Krustentier. Dass Grau die Lieblingsfarbe der Naturweinszene ist, wird hier besonders deutlich.

Antwort 7, Heunisch und Erben: Das Weinbuch hier hätte sich seinerzeit eine Aufnahme in die Bibliothek von Alexandria verdient, so episch breit ist das glas- wie flaschenweise Angebot in diesem wunderbar niederschwelligen Genusstempel. Kaum wo isst man besser, kaum wo wird man besser beraten, kaum wo kostet das so wenig Geld. Immer krachvoll, immer beste Stimmung – Markus Gould und Robert Brandhofer (ja, Pub Klemo) haben mit ihrer Weinbar, Vinothek und der Bistronomy-Küche offensichtlich den Zeitgeist voll getroffen. They may live long and prosper!

Das Heunisch & Erben hat ein Weinbuch in epischer Länge.
Foto: Christian Fischer

Antwort 8, Flagship Wine & Cider Pub: Mehr Pub als Avantgarde-Bar: urig, laut, unkompliziert und ungewöhnlich. Naturweine, Pet Nats und auch jede Menge Cider. Dürfte der kommende Hotspot werden.

Antwort 9, Vinifero Weinbar: Vielen war schon die Vinothek Vinifero in der Gumpendorfer Straße und in der Hirschengasse im Sechsten bekannt, mittlerweile gibt es auch die dazugehörende Naturweinbar mit über 250 Positionen am Karmeliterplatz. Hier kann man glasweise das Sortiment kennenlernen und dazu ein paar vegane und vegetarische Kleinigkeiten essen.

Antwort 10, Glacis Beisl: Der Gastgarten, die Speisen und die Weine – Superlative zum Selbstaussuchen, bitte. Was für ein wunderbares Lokal – und das ganz ohne Naturweinattitude.

Antwort 11, Alma Gastrothèque: Alma steht für maritim-alpin und beschreibt das kulinarische Programm des sehr persönlich gehaltenen Lokals auf der Wieden. Kleine Bistro-Karte, Farm-to-table als Konzept und natürlich Naturwein als Begleiter, zusammengestellt von der Weinskandal-Truppe aus dem Dritten.

Und weil gerade vom Weinskandal die Schrift ist, noch eine Antwort obendrauf: Die Weinhändler, ohne Bar und Ausschank, spielen in Wien eine wesentliche Rolle innerhalb der Szene. Dominik Portune mit seinem vinonudo auf der Westbahnstraße 30 im Siebten gehört hier unbedingt erwähnt, ebenso das Weinskandal in der Ungargasse 28 im Dritten und The Wine Rebellion in der Burggasse 36, erneut in Neubau.

Und? Bestanden? (Gregor Fauma, 25.1.2022)