Vilnius – Der Charme dieses Gebäudekomplexes ist enden wollend – es ist vielmehr dessen Geschichte, die für Aufsehen sorgt. Im Stadtteil Antaviliai der litauischen Hauptstadt Vilnius und umgeben von hohen Bäumen wurden Terrorverdächtige zwischen 2005 und 2006 von der CIA gefoltert – im Namen von George W. Bushs sogenanntem "Krieg gegen den Terror".

Das Gebäude verfügt über eine eigene Wasser- sowie Stromversorgung und hat zehn Zimmer, einige von ihnen sind fensterlos und schalldicht. "Das war ein schwer bewachtes Gebäude, in dem man tun konnte, was man wollte", sagt der heutige Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas, der 2010 als Abgeordneter eine Untersuchung des litauischen Parlaments zu den dortigen CIA-Aktivitäten leitete. "Was genau dort passiert ist, konnten wir nie feststellen." Als gesichert gilt mittlerweile, dass die Terrorverdächtigen dort in Einzelhaft waren und teilweise zumindest starkem Lärm und konstant grellem Licht ausgesetzt waren.

Streit um medizinische Versorgung

Der Standort ist besser bekannt als "Project No. 2" oder "Detention Site Violet". Letzterer Name stammt von einem Untersuchungsbericht des US-Senats durch den Auslandsgeheimdienst CIA. 2006 wurde er offenbar wegen mangelhafter medizinischer Versorgung der zeitweise bis zu acht Gefangenen geschlossen.

Ein Jahr später wurde er vom litauischen Geheimdienst übernommen, der den Gebäudekomplex bis 2018 als Trainingsort verwendete. Dann wurde er dem Immobilienfonds der Regierung übergeben, der nun den Verkauf vorbereitet. Ein Preis wurde noch nicht bekanntgegeben.

Schmerzensgeld für Abu Subaida

Erst Anfang Jänner wurde bekannt, dass Litauen einem ehemaligen Häftling des Foltergefängnisses ein Schmerzensgeld von 100.000 Euro überwiesen hat. Das Land kommt damit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) nach. Dieser sah es 2018 als erwiesen an, dass der Palästinenser Abu Subaida in dem CIA-Geheimgefängnis festgehalten und seine Menschenrechte dort verletzt wurden.

Subaida wird von den USA vorgeworfen, eine Führungsfigur von Al-Kaida zu sein, doch stellte sich heraus, dass er gar kein Mitglied der Terrorgruppe war. Seit September 2006 befindet er sich, wie weitere ehemalige Gefangene von "Detention Site Violet", im US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba. Anzeichen dafür, dass sich daran etwas ändert, gibt es nicht. Während seiner Zeit in CIA-Gefangenschaft wurde er laut dem US-Geheimdienst 83-mal der Foltermethode Waterboarding unterzogen. Wo und wann genau das stattfand, ist nicht bekannt.

In Vilnius erklärte unterdessen ein Vertreter des litauischen Immobilienfonds der Regierung zum Gebäudekomplex: "Wir drücken dort keine Knöpfe, um nicht versehentlich irgendetwas zu aktivieren." (ksh, Reuters, 25.1.2022)

Luftaufnahmen des einstigen CIA-Foltergefängnisses.

AFP/PETRAS MALUKAS
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Blick von der Straße auf das Gebäude.

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Der Innenhof.

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Einer der Eingänge.

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Schlüssel zu den jeweiligen Zimmern.

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Steuerkasten im Gebäude.

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Einer der Räume.

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Das Badezimmer nebenan.

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Der Gang.

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Der Thermostat.

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