Der Vorfall ereignete sich im September 2021.

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Bad Kreuznach – Vier Monate nach dem tödlichen Schuss auf einen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Täter wegen Mordes angeklagt. Der 49-Jährige soll den 20 Jahre alten Mitarbeiter Mitte September 2021 getötet haben, nachdem dieser ihn mehrfach auf die Corona-bedingte Maskenpflicht hingewiesen hatte, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler am Dienstag mit.

Mit Revolver getötet

Laut den Ermittlungen hatte der Angeklagte in der Tankstelle ohne Maske Bier kaufen wollen. Er kam zweimal. Beim ersten Mal war er nach einer Diskussion mit dem jungen Mann, der als Aushilfe an der Tankstelle jobbte, wieder gegangen. Als er zurückkam, trug er zunächst eine Mund-Nasen-Bedeckung, die er dann aber an der Kassa herunterzog. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Mitarbeiter habe der Beschuldigte einen Revolver aus der Hosentasche gezogen und den Schüler mit einem Kopfschuss getötet. Der junge Mann war sofort tot.

Laut Staatsanwaltschaft handelte der Täter "heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen". Der zuvor nicht polizeibekannte Deutsche hatte den Todesschuss gestanden. Nach seiner Festnahme sagte er, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne und ihm die Pandemie zugesetzt habe. Diese Aussage werde nach den Ermittlungen gestützt, hieß es nun. Die "nachdrückliche Ablehnung der zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen" des Mannes sei "mitursächlich für die Tatbegehung".

20 Zeugen vernommen

Er habe den Getöteten wohl "als mitverantwortlich für die Gesamtsituation angesehen", weil dieser die Regeln zur Mund-Nasen-Bedeckung durchsetzen wollte, teilte die Anklagebehörde mit. Derzeit mache der selbstständige Softwareentwickler aus Idar-Oberstein von seinem Schweigerecht Gebrauch.

Insgesamt haben die Ermittler laut Deutschler rund 20 Zeugen vernommen. Darunter seien auch drei Augenzeugen gewesen, die bei der Tat in der Tankstelle waren. Ein Mann sei ein Kollege des Getöteten gewesen, hinzu kamen zwei junge Frauen. Zudem sei umfangreiches Material von den sichergestellten Datenträgern des Angeklagten ausgewertet worden.

Dabei habe sich gezeigt, dass der Verdächtige "der Mehrheitsgesellschaft und dem Staat ablehnend distanziert gegenüber" gestanden sei. Zudem habe er sich mit Theorien der Corona-Leugner befasst, ohne aber in einer Gruppe oder Organisation aktiv gewesen zu sein. Er habe "relativ zurückgezogen" gelebt. Wann der Prozess vor dem Landgericht Bad Kreuznach beginnt, ist noch unklar. (APA, 25.1.2022)