Was in dieser Pandemie ins Auge sticht, ist die oftmals fehlende Balance zwischen einzelnen Maßnahmen. Etwa wenn die Einführung der Impfpflicht nicht mit der Beendigung des Lockdowns für Ungeimpfte einhergeht. Ein anderer Aspekt ist die Frage weiterer Öffnungen. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein lehnt dies strikt ab – trotz der momentanen Entspannung der Lage in den Spitälern.

Natürlich ist es vernünftig, vorsichtig zu bleiben. Ob es aber sinnvoll ist, die Sperrstunde bei 22 Uhr zu belassen und damit eine Wiedereröffnung der Nachtgastro zu verunmöglichen, ist eine andere Frage. Und sie muss gestellt werden – vor allem im Hinblick auf junge Leute, denen seit Beginn der Pandemie praktisch jegliches soziale Leben außerhalb der eigenen vier Wände genommen wurde.

Was ist wohl sicherer? Der Besuch eines Clubs oder einer Bar, mit strengen Auflagen und nicht minder strengen Kontrollen, damit sich Bilder wie jene aus Kitzbühel nicht wiederholen? Oder die stillschweigende Akzeptanz der Tatsache, dass das Feiern, Tanzen, Trinken und Schmusen mittlerweile in den privaten, de facto unkontrollierbaren, Bereich verlegt wurde?

Es gäbe wohl kaum eine größere Motivation für junge Leute, sich impfen zu lassen, als die Aussicht, wieder, ganz offiziell, tanzen und feiern zu können. Und eine Anhebung der vergleichsweise niedrigen Impfquote bei sehr jungen Menschen wäre das mögliche Risiko offener Clubs wohl wert. (Petra Stuiber, 26.1.2022)