Gemessen an den Millionen, die eine Interessenvertretung wie die Arbeiterkammer pro Jahr bewegt, sind 900.000 Euro nicht die Welt. Dennoch macht es keinen schlanken Fuß, dass just die aus Pflichtbeiträgen der unselbstständig Erwerbstätigen – knapp eine halbe Milliarde Euro – gespeiste AK diesen Betrag an das Momentum-Institut transferiert hat.

Die vor hundert Jahren ihrerseits als Denkfabrik der Arbeiterbewegung gegründete AK könnte für dieses Geld genausogut ein paar Volkswirte anstellen, die Fakten erheben, auswerten und selbst Studien zu Corona-Hilfen oder Vermögenssteuern erstellen. Diese würden die Öffentlichkeit wohl nicht weniger interessieren als die meist g'schmackig aufbereiteten Momentum-Expertisen, für die öffentliche Gelder – ohne Not und Transparenz – verbraten werden.

Dass die oft mit politischer Schlagseite garnierten Botschaften diverser privater Denkfabriken auf Social Media signifikant stärker antizipiert werden, erhöht die Legitimation nicht. Das riecht nach öffentlicher Meinungsbildung; und zwar von vorgeblich neutraler Stelle. Dabei verfügt die AK selbst über ausgewiesene Fachleute, Ökonomen und Medienprofis.

Die Rechtfertigung, man kaufe auch Fachexpertise von Wifo, IHS oder Wirtschaftsuni zu, vermag die nun in Kritik stehenden Aufwendungen nicht zu entkräften. Denn auf diesen Studien steht AK drauf, wenn die AK dafür bezahlt hat. (Luise Ungerboeck, 25.1.2022)