In physischer Form sehr beliebt, in der Browserwelt wild umstritten: Cookies.

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Mit dem "Federated Learning of Cohorts" (FLoC) wollte Google die umstrittenen Drittanbieter-Browsercookies ablösen. Jedoch konnte man andere Stakeholder nicht überzeugen, deren Unterstützung man gebraucht hätte, um das System durchzusetzen. Microsoft, Apple, Mozilla und andere sahen das Konzept aus verschiedenen Gründen als untauglich an.

Jetzt versucht es der IT-Riese aus Mountain View erneut. Topics heißt der neue Anlauf, für den man sich mehr Zuspruch erhofft. Er ist Teil der "Privacy Sandbox"-Initiative und soll es ermöglichen, interessenbasierte Werbung auszuspielen und gleichzeitig die Privatsphäre der Nutzer zu wahren.

Topics statt FLoC

Der Hintergrund der Initiative ist hauptsächlich die Weiterentwicklung des Onlinewerbemarktes. Die Zeiten vorab gebuchter Bannerkampagnen im Stile klassischer Plakat- und Inseratenwerbung sind weitestgehend vorbei. Werbeplätze werden heute häufig per Echtzeitauktion verkauft. Der Platz einer Anzeige ist dabei nicht mehr das einzige relevante Kriterium – eine wichtige Rolle für die Preisbildung nimmt auch die zu erreichende Zielgruppe ein. Denn schließlich sind nicht jedes Produkt und jede Dienstleistung für die gleiche Kundschaft relevant. Kaum jemand weiß das besser als Google, für das Werbung nach wie vor die wichtigste Einnahmenquelle ist.

Google Chrome

Es stellt sich allerdings die Frage, wie die Daten gewonnen werden, um Nutzer überhaupt Zielgruppen zuordnen zu können. Und auch wie damit umgegangen wird. Tracking-Cookies fragwürdiger Werbenetzwerke, die das Surfverhalten von Nutzern über viele Seiten hinweg nachvollziehbar machen, sind zu Recht in Verruf geraten.

Lokale Interessensammlung

Topics soll die gegebenen Problematiken nun mit einer lokal über den Webbrowser umgesetzten Lösung angehen und wird entsprechende Funktionen in seine eigene Software, Chrome, integrieren. Konkret analysiert das Surftool, welche Seiten man in der laufenden Woche besucht hat, und generiert daraus eine Liste an Interessen. Dieser Prozess soll ohne jegliche Kommunikation mit externen Servern – inklusive jener von Google selbst – erfolgen. Berücksichtigt werden zudem nur Seiten, die bei Topics teilnehmen. Jede von ihnen bekommt ein großes "Überthema", etwa "Sport", zugeordnet.

Die ausgewählten Themen werden drei Wochen lang gespeichert und dann gelöscht, erklärt man in einem Blogeintrag. Man verzichtet auf Browser-Fingerprinting und andere Techniken, die eine Nachverfolgung oder Identifikation des Nutzers möglich machen könnten.

Besucht man eine andere Seite, die bei Topics mitmacht, so werden aus dem aktuellen Themenbestand zufällig drei ausgewählt – eines aus jeder der drei vergangenen Wochen – und übertragen. Damit ist das jeweilige Portal dann also auf technischem Wege informiert, dass der Besucher beispielsweise Interesse an "Fitness", "Reisen" und "Rockmusik" hat. Das wiederum ermöglicht die Anzeige von Werbung, die dazu passt.

Tests sollen noch heuer starten

Nicht in der Liste sind potenziell heikle Kategorien, wie etwa Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Hautfarbe. Zudem lassen sich im Browser Transparenzfunktionen einrichten. In Chrome wird man die aktuelle Themenliste einsehen, einzelne Interessen löschen oder Topics auch komplett abschalten können.

Nach Angaben von Google ist Topics derzeit in der Frühphase der Entwicklung. Noch in diesem Jahr will man erste Testläufe starten und Feedback einholen. Anhand der Ergebnisse soll sich dann die Timeline für weitere Probeläufe und den offiziellen Start ergeben. (gpi, 26.1.2022)