Mark Everett alias E, Kopf der Eels, klingt auf seinem neuen Album öfter nach den späten Sixties.

Foto: Gus Black / Pias Rec

Daumen halten, vielleicht klappt es und Mark Oliver Everett tritt am 5. April im Wiener Gasometer auf, geplant wäre es im Moment noch. Everett ist der Popwelt mit dem Projektnamen Eels ein Begriff, er selbst wird knapp E gerufen, und das ist nicht das einzig Erratische an dieser Figur.

Seine Biografie, aus der er einen Gutteil seiner Kunst bezieht, ist doch eher ungewöhnlich. Sein Vater war der Quantenphysiker Hugh Everett III. und eher in anderen Welten unterwegs als der kindlichen seines Sohnes.

Enge Familienmitglieder litten an unheilbaren Krankheiten, seine Schwester beging 1996 Suizid – all das ließ Everett zu einem problembelasteten Nerd werden, wie er in seiner Autobiografie Things the Grandchildren Should Know detailreich und aberwitzig offenlegt.

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Seine Musik war angesichts schwieriger Umstände immer auch Therapie, seine Couchsitzungen, die sich in prächtigen Alben und Songs entluden, fanden weltweit ein begeistertes Publikum. Am Freitag veröffentlicht Everett einen weiteren Eintrag in seiner 14 Alben umfassenden Diskografie.

Belegter Tonfall

Charakteristisch für die Eels waren und sind der belegte Tonfall Everetts. Der allein vermittelt bereits eine Form von Melancholie, die den verdrehten Alltagsgeschichten des Songautors eine besondere Note verleiht. Gerne unterstützt er diese mit Elementen aus dem Soul, vor allem die Keyboards haben es ihm angetan.

Das neue Album heißt Extreme Witchcraft und entfernt sich davon ein wenig. Es ist kein per se bedrücktes Werk, Everett ist mittlerweile Vater eines vierjährigen Kindes, das fordert einschlägig und das hilft. Dementsprechend verlegt er sich aktuell auf die Hervorhebung seines Gitarrensounds: Er spielt stellenweise trockenen Fuzzrock, wie er in vielen elterlichen Garagen seit den 1960ern entstanden ist.

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Er federt ihn aber immer wieder ab, was Lieder wie Strawberries and Popcorn eingängig macht und immer wieder an die Musik der späten Sixties erinnert. Trüge Everett ein Rüschenhemd, er ginge glatt als Mitglied von Paul Revere und dessen Raiders durch.

Schrecklich und gut

Produziert hat er das Album mit John Parish, einem Großmeister, der mit PJ Harvey, Aldous Harding oder Sparklehorse gearbeitet hat – und mit Everett. Er hat 2001 sein Album Souljacker produziert.

Die Arbeitsbedingungen waren pandemisch und transatlantisch, entstanden ist ein stimmiges Album, das aggressiver im Grundton ist als andere Eels-Alben, aber durchaus eine zärtliche Seite zeigt. Und auch Everetts Zynismus ist nach wie vor intakt, wie der Songtitel Better Living Through Desperation unterstreicht. Alles ist schrecklich, alles ist gut. (Karl Fluch, 27.1.2022)