In vielen Ländern könne der Schuldendienst nur auf Kosten öffentlicher Dienstleistungen aufrechterhalten werden, heißt es in dem Report.

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Berlin – Die Verschuldung vieler Staaten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Daran hat vor allem die Corona-Pandemie Schuld, die wegen des Einbruchs in der Weltwirtschaft, teils umfangreicher Hilfsmaßnahmen, Lieferengpässen und der nun hohen Inflation die Staaten viel Geld kostet. "In allen Regionen der Welt werden Länder mit einer untragbaren Verschuldung aus der Pandemie gehen", heißt es im aktuellen Schuldenreport 2022, der jährlich vom deutschen Entschuldungsbündnis Erlassjahr.de und dem Hilfswerk Misereor herausgegeben wird.

Zahlungseinstellungen hätten 2021 zwar vermieden werden können. Doch dies sei in vielen Fällen nur durch rigorose Sparmaßnahmen und Neuverschuldung gelungen. Ohne rasche Schuldenerlasse drohe vielen verschuldeten Staaten der Kollaps, heißt es.

135 der 148 untersuchten Staaten im Globalen Süden sind laut dem Report kritisch verschuldet. Im Vergleich zur Prognose im Schuldenreport 2021 seien damit drei Länder hinzugekommen. Besonders kritisch verschuldet sind demnach 39 Länder, mehr als dreimal so viele wie noch vor der Pandemie. Darunter sind Länder aller Einkommenskategorien und Weltregionen.

Österreich mit hohen Bankkreditforderungen

Österreich wird in dem Bericht in einem Ranking erwähnt, unter den Ländern mit den höchsten Bankkreditforderungen. Mit Forderungen in der Höhe von 12,25 Milliarden Euro liegt Österreich demnach hinter den Niederlanden, den USA und Großbritannien auf Rang vier der aufgelisteten Staaten – noch vor China, Frankreich, Singapur, Deutschland, Japan und Hongkong. Die Autoren berufen sich für ihre Analyse auf Daten der Weltbank. Insgesamt belaufen sich die Bankkreditforderungen weltweit demnach auf 368,61 Milliarden Euro.

Die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft zur Entschuldung reichen laut dem Report jedoch nicht aus. Mehr als die Hälfte der besonders kritisch verschuldeten Länder seien von bisherigen Entschuldungsmaßnahmen der G20 ausgeschlossen.

Heikle Lage

In vielen Ländern könne der Schuldendienst nur auf Kosten öffentlicher Dienstleistungen aufrechterhalten werden. Bereits 2021 wurden in 83 Niedrig- und Mitteleinkommensländern öffentliche Ausgaben gekürzt, um den Schuldendienst weiter bedienen zu können. "Staaten werden vor die unmögliche Wahl gestellt, zwischen dem Überleben ihrer Bevölkerung und dem Anspruch ihrer Gläubiger auf Schuldenrückzahlung zu entscheiden", kritisierte Klaus Schilder, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei Misereor.

Ohne rasche Schuldenerlasse und die entschlossene Einbeziehung von privaten Gläubigern drohe der wirtschaftliche Kollaps in verschuldeten Ländern des Globalen Südens, so die Warnung in dem Report. (AFP, 26.1.2022)