Es sind Worte, die nachdenklich stimmen. "Wenn ich das heute so sehe, frage ich mich, ob das alles so passiert ist. Oder war es doch nur ein langer, schrecklicher Traum?" Doch man muss Dušan Stefančič, der als 17-Jähriger in das KZ Gusen deportiert worden ist und die "Hölle der Höllen" überlebt hat, recht geben. Wenn man durch die kleinen Orte St. Georgen oder die Nachbargemeinde Langenstein geht, erinnert wenig an das unvorstellbare Grauen, die Mordmaschinerie des NS.

Die Erinnerungskultur in Gusen wurde lange von Privatpersonen hochgehalten.
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Jahrzehntelang hat die Republik das offizielle Gedenken nach Mauthausen verlagert und die Gräueltaten im nahen Gusen negiert. Die Erinnerungskultur wurde lange von Privatpersonen hochgehalten, der von der damaligen Landesregierung 1958 angeregte Abriss des Krematoriums etwa wurde nur durch den Protest der Opferschutzverbände verhindert. Ebenso ist es Privatinitiativen zu verdanken, dass der einstige "Bergkristall"-Stollen 2002 vonseiten der Republik nicht "aus Sicherheitsgründen" vollends zugeschüttet worden ist und ein kleiner Teil heute zumindest einmal jährlich begehbar ist.

Der staatliche Ankauf von Bereichen des ehemaligen KZ Gusen bedeutet einen Wendepunkt. Es ist die späte Möglichkeit, einen Schandfleck auf der heimischen Gedenklandkarte zu beseitigen. Nach Jahren des Wegschauens braucht es jetzt aber eine rasche Umsetzung eines würdigen Konzepts. Überlebende und Angehörige haben lange genug gewartet. (Markus Rohrhofer, 27.1.2022)