Die Federal Reserve in Washington.

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Washington – Die US-Wirtschaft hat die Coronakrise größtenteils hinter sich gelassen. Das Finanzministerium rechnet nach der Coronarezession im Vorjahr für 2021 mit einem starken Wachstum von 5,3 Prozent. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) ist noch optimistischer und geht für die weltgrößte Volkswirtschaft sogar von einem Plus von 5,5 Prozent aus. Die Arbeitslosenquote fiel im Dezember auf 3,9 Prozent. Viele Unternehmen klagen bereits über einen Mangel an Bewerbern. Sorge bereitet Ökonomen und Politikern allerdings die seit Monaten sehr hohe Inflationsrate.

Hohe Inflation

Die Preise für die Verbraucher waren im Dezember im Vergleich zum Vorjahr auf sieben Prozent gestiegen. Das war der höchste Wert seit Jahrzehnten. Um die Inflation zu drosseln, signalisiert die US-Notenbank Fed in Washington nun eine rasche Zinserhöhung. Sie erklärte am Mittwoch nach der geldpolitischen Sitzung, es werde bald angebracht sein, den Leitzins zu erhöhen. Einstweilen beließ sie den Schlüsselsatz aber wie von den meisten Experten erwartet noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Zudem sollen die konjunkturstützenden Anleihekäufe mit Anfang März enden.

Das monatliche Abbautempo bei den Zukäufen hat sich ab Mitte Jänner auf 30 Milliarden Dollar verdoppelt. Anfang März soll dieses als Tapering bekannte Manöver nun abgeschlossen werden, womit der Weg für eine Zinserhöhung frei ist.Auch werde nach dem Beginn der Leitzinserhöhungen mit der Verringerung der Bilanzsumme der Fed begonnen. In der Krise wurde das Portfolio auf fast neun Billionen Dollar aufgebläht. Einen Plan für eine "beträchtliche Reduzierung" haben die Währungshüter demnach bereits in der Schublade. Sie nannten allerdings noch keine Details und keinen Zeitplan, wann er genau kommen soll.

Bilanz wird geschrumpft

"Die US-Notenbank sendet ein klares Signal für eine baldige Leitzinserhöhung. Durch das zügigere Tapering-Ende Anfang März wird der Startschuss auf der März-Sitzung fallen", meint Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Er schätzt, dass bis Ende dieses Jahres wohl noch drei weitere Zinsanhebungen folgen: "Ab spätestens Herbst wird die Bilanz geschrumpft. Auch wenn es Schlag auf Schlag vorangeht, verbleibt noch für lange Zeit viel Liquidität im Finanzsystem." Der Kurs der US-Geldpolitiksei insofern weiterhin äußerst expansiv ausgerichtet.

Auch Elmar Völker von LBBW sieht deutliche Signale, "dass die Nullzinspolitik in den USA bald ein Ende hat. Der weiter angestiegene Preisdruck in der US-Wirtschaft und der zunehmend angespannte Arbeitsmarkt erlauben es der Fed nicht, zwischen dem Abschluss des Taperings und dem Einleiten einer Leitzinswende noch weitere Zeit verstreichen zu lassen." Auch er erwartet die erste Zinsanhebung auf der nächsten Sitzung Mitte März: "Wir rechnen mit einem Aufschlag von 25 Basispunkten, wobei bis Jahresende drei weitere Schritte im Quartalsrhythmus folgen sollten."

Keine überstürzende Straffung

Ein Risiko, dass die Fed die Zügel noch schneller anzieht, bleibt, falls die Bedrohlichkeit der Inflationsaussichten weiter zunehmen sollte. Die Fed dürfte jedoch weiterhin bemüht sein, eine überstürzte Straffung der Geldpolitik zu vermeiden. Aktienanleger reagierten auf die Zinsentscheidung erleichtert. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bauten ihre Gewinne aus. Aus US-Staatsanleihen zogen sich Investoren zurück. (red, Reuters)