Es ist eine bislang schöne Tech-Comeback-Story österreichischer Machart. Ehemalige AKG-Angestellte entschlossen sich, nachdem der neue Eigentümer Samsung die Niederlassung in der Alpenrepublik aufgegeben hatte, sich selbstständig zu machen. Mit neuen Investoren und dem bestehenden Know-how ließ man sich unweit des alten Firmensitzes in Wien-Liesing nieder und ist wieder ins Geschäft eingestiegen.

Im Angebot fanden sich bisher Mikrofone und Kopfhörer für den professionellen Bedarf und das Premium-Consumer-Segment. Mit dem Headset PG16, das heute, Donnerstag, um 139 Euro in den Handel kommt, will man sich jetzt eine neue Zielgruppe erschließen: Gamer. DER STANDARD hat es einem Test unterzogen.

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Optik und Ergonomie

Das PG16 kommt in der – man möchte sagen: zielgruppenorientierten – Farbgebung von Rot und Schwarz. Das Kopfband und die Scharniere der Ohrmuscheln bestehen aus Metall, das von Kunststoffelementen ummantelt ist. Dazu gehören auch die Schalen der Muscheln, die sich praktischerweise einklappen lassen. Deren Polsterung, ebenso auch jene am Kopf, bildet von Kunstleder eingehüllter Memoryschaum.

Geschmäcker sind freilich verschieden, und nach dem subjektiven Empfinden des Autors lässt die "glossy" Oberfläche mancher Elemente das Headset billiger aussehen, als es sollte. Denn an der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen.

Die Position der Ohrhörer lässt sich, wie üblich, per Schiebemechanismus an die eigene Kopfgröße anpassen. Das Headset sitzt bequem, ohne zu locker zu sein. Die Polsterung drückt nicht und fühlt sich angenehm an. Es handelt sich allerdings um ein geschlossenes Ohrmuscheldesign, was zwangsläufig mit der Zeit zu etwas Wärmeentwicklung führt.

Die Abschottung von Außengeräuschen ist solide, gerade wenn es in einem Spiel heiß hergeht oder man Musik hört, sollte man üblichen Zimmerlärm nicht mehr störend mitbekommen. Es gibt aber durchaus Headsets in der Preisklasse, die hier besser abschirmen – mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat. Mit 265 Gramm spielt das PG16 im Mittelgewicht.

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Ausstattung und Features

Nun aber zu technischeren Dingen: Für detailreichen Klang sollen 44-mm-Wandler der eigenen "Hi-X"-Bauart ("High Excursion") sorgen. Die Frequenzbandbreite wird mit 12 Hz bis 24 kHz angegeben, die Impedanz mit 25 Ohm.

Am Headset findet sich ein linksseitig angebrachtes Schwanenhalsmikrofon. Es nimmt omnidirektional (Kugelcharakteristik) auf. Angeschlossen wird das Headset über ein abnehmbares 1,4 Meter langes Kabel über den neueren, dreifach belegten 3,5-mm-Klinkenstecker oder via beigelegten Adapter in einen getrennten Ein- und Ausgang. Daraus folgt auch, dass es sich um ein Headset mit Stereo-Wiedergabe handelt.

Allerdings legt Austrian Audio einen Gutschein für die "Spatial Sound Card L" von New Audio Technology bei. Dabei handelt es sich um eine Software für Windows und macOS, die die Soundausgabe – nicht nur auf das Headset – um Effekte wie virtuellen 7.1-Raumklang anreichern kann. Anschließen lässt sich das Headset auch an die Playstation 4, Playstation 5 und Xbox-Controller mit integriertem Klinkenstecker.

Die Einklappmöglichkeit ist praktisch. Für den Transport ist außerdem ein Stoffsäckchen beigelegt. Clever ist auch die Sperrfunktion für das Kabel. Nach dem Einstecken kann man es nach rechts drehen, um es dank einer L-förmigen Einkerbung einrasten zu lassen. Möglich ist das freilich nur mit dem mitgelieferten Kabel und nicht mit beliebigen anderen Kabeln dieser Art, mit denen sich das Headset auch verbinden ließe.

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Das Mikrofon lässt sich stumm schalten, in dem man es über einen Drehmechanismus nach oben rotiert. Die Aufnahmefunktion ist dann allerdings nicht vollständig stillgelegt, ganz leise und fragmentarisch wird auch nach dem "Muten" noch Ton erfasst. Doch selbst wenn man dieses Signal aufzeichnet: Mit herkömmlichen Mitteln (Verstärkung und Rauschentfernung) lässt sich Gesprochenes nicht rekonstruieren. Zudem ist das Restsignal so leise, dass gängige Kommunikationslösungen wie Discord oder entsprechende Filter als Teil des am Computer vorhandenen Soundtreibers es ohne Probleme komplett unhörbar machen.

Dass die Stummschaltung nicht vollständig erfolgt, liegt laut Auskunft von Austrian Audio daran, dass man zur Vermeidung von unangenehmen Störgeräuschen nicht auf einen klassischen "harten" Schalter gesetzt hat. Stattdessen wird ein Transistor verwendet.

Was fehlt

Schade ist allerdings, dass der Hersteller es verpasst hat, dem Headset oder Kabel eine Fernbedienfunktion zur Regelung der Lautstärke der Kopfhörerwiedergabe und vielleicht sogar der Aufnahmesensibilität des Mikrofons zu verpassen. Ein solches Feature ist gerade bei Gaming-Headsets häufig dabei und gern gesehen.

Eher ein "First World Problem" ist, dass es keine Monitoring-Lösung gibt, die aber bei Klinken-Headsets ohnehin selten integriert ist. Wer die eigene Stimme selbst hören will, um etwa zu vermeiden, versehentlich zu laut ins Headset zu sprechen, muss dies über die Einstellungen seines Systems bzw. Soundtreibers lösen und dabei zwangsläufig eine kleine Verzögerung bei der Stimmwiedergabe in Kauf nehmen.

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Klang

Bleibt noch der Klang zu eruieren – und damit der wichtigste Punkt. Hier leistet sich das PG16 keine Blöße. Bässe klingen satt, Höhen klar, Mitten detailliert. Will man einen Kritikpunkt finden, so ist dieser vielleicht, dass Bässe noch ein bisschen intensiver sein könnten. Das ist aber nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern auch ein "Makel", der sich per Software-Equalizer leicht lösen lässt.

Der Mehrwert der "Spatial Sound Card L"-Software ist überschaubar. Es gibt einige Einstellungen, darunter verschiedene Standardkonfigurationen für unterschiedliche Situationen. Und mehrere Voreinstellungen, die den Namen von Städten mit bekannten Opernhäusern tragen und deren Akustik simulieren sollen. Virtueller Raumklang bleibt aber eben virtueller Raumklang. Beim Spielen kann dieser das Erlebnis immersiver machen, doch dafür gibt es neben dieser Software auch zahlreiche Alternativen und als simple Umsetzung auch das in Windows integrierte "Windows Sonic". Es hilft aber nur bedingt dabei, wenn man etwa in einem Shooter Gegner besser orten möchte. Hier empfiehlt sich anstelle einer solchen Lösung die Aktivierung von HRTF (Head Related Transfer Function), so das jeweilige Game dies unterstützt.

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Wenngleich Spatial Sound Card L ihre Aufgabe als Surround- und Effekt-Werkzeug solide erledigt, macht sie dem Nutzer das Leben nicht leicht. Denn das Interface ist offenkundig darauf getrimmt, edel auszusehen, aber nicht auf Nutzerfreundlichkeit. Die Funktion einiger Schaltflächen ist nicht auf Anhieb nachvollziehbar, und die Bedienelemente sind sehr klein gehalten, weswegen es so wirkt, als wäre die Oberfläche seit einem Jahrzehnt nicht mehr überarbeitet worden.

Das Mikrofon des PG16 weiß klanglich zu gefallen. Im Gegensatz zu vielen anderen Headsets, auch in diesem Preisbereich, klingt die Sprachaufnahme nicht nur auf Klarheit, also auf Höhen und Mitteltöne optimiert, sondern liefert einen weicheren Ton mit mehr tiefen Anteilen, ohne dabei unklar zu klingen. Ein gutes Kondensatormikrofon, wie es sich etwa für professionelles Streaming oder Podcasts empfiehlt, kann man damit nicht ersetzen, aber für Gelegenheitseinsätze zu solchen Zwecken bietet es sich durchaus an.

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Fazit

Das PG16 von Austrian Audio ist ein gut verarbeitetes, bequem zu tragendes und optisch typischer "Gaming-Hardware" entsprechendes Klinken-Headset. Bei der Ausstattung gibt man sich eher sparsam. Zwar gibt es eine Tilt-to-Mute-Funktion und ein abnehmbares (und fixierbares) Anschlusskabel. Das Mikrofon selbst ist allerdings nicht absteckbar, und eine Fernbedienfunktion für die Lautstärke am Kabel oder Headset selbst fehlt.

In der Hauptdisziplin macht man aber alles richtig. Höhen und Tiefen klingen gut, im mittleren Bereich wird ebenso eine detaillierte Wiedergabe geliefert. Das Mikrofon schlägt viele Konkurrenten in der gleichen Preisklasse, da es ein breites Klangspektrum einfängt und Stimmen somit natürlicher und wärmer klingen, ohne dass der Klang dabei undeutlich wird. Ein nettes Gimmick, aber auch nicht mehr, ist die optional installierbare "Spatial Sound Card L"-Softwarelösung für Raumklang. Sie tut, was sie soll, ist aber in puncto Benutzeroberfläche wahrlich keine Offenbarung.

Alles in allem ist das PG16 eine in Sachen Klang und Tragekomfort hervorragende Headset-Lösung, die in den anderen Belangen aber im Vergleich zur Konkurrenz mitunter etwas sparsam bei Zusatzfunktionen ist. (Georg Pichler, 27.1.22)