Nordkorea hat laut dem südkoreanischen Militär am Donnerstag erneut ballistische Raketen in Richtung Meer abgefeuert.

Foto: EPA/JEON HEON-KYUN

Seoul – Trotz neuer Sanktionen setzt die selbsterklärte Atommacht Nordkorea ihre Raketentests fort. Das Land habe am Donnerstagmorgen in Hamhung an der Ostküste zwei mutmaßliche ballistische Raketen von kurzer Reichweite in Richtung Meer abgefeuert, teilte das Militär von Südkorea mit. Sie legten etwa 190 Kilometer zurück und erreichten eine maximale Höhe von 20 Kilometern. Es war bereits der sechste Raketentest durch Nordkorea seit Jahresbeginn.

Die deutsche Bundesregierung und die EU verurteilten das Vorgehen. Die wiederholten Raketenstarts bedrohten den Weltfrieden und die internationale und regionale Sicherheit, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Dienstes am Donnerstag in Brüssel. Sie erschwerten zudem die internationalen Bemühungen, den Dialog wieder aufzunehmen. Deutschland rief Nordkorea dazu auf, die Beschlüsse des UN-Sicherheitsrats umzusetzen. "Nordkorea ist zur vollständigen, unumkehrbaren und überprüfbaren Beendigung seiner Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und ballistischen Raketen verpflichtet", sagte ein Sprecher der Auswärtigen Amtes in Berlin.

Außerhalb Wirtschaftszone

Die Raketen seien offenbar außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans gelandet, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Regierung. Die Regierung prüfe noch die Einzelheiten, sagte Regierungschef Fumio Kishida, aber alle nordkoreanischen Tests ballistischer Raketen seien "zutiefst bedauerlich". Auch die USA verurteilten die mutmaßlichen Raketenstarts. Beide Länder betonten, dass die Tests gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verstoßen.

UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Zuletzt hatte Nordkorea am Dienstag nach Angaben Südkoreas zwei Marschflugkörper getestet. Die Tests solcher Lenkflugkörper, die im Gegensatz zu ballistischen Raketen über einen permanenten eigenen Antrieb verfügen, unterliegen jedoch keinen Sanktionen.

Auch Hyperschallraketen im Einsatz

Bei den Tests in diesem Jahr setzte Nordkorea eigenen Angaben zufolge auch Hyperschallraketen ein. Bei solchen Waffen kann ein sogenannter Hyperschallgleiter von einer ballistischen Rakete aus starten. Hyperschallwaffen lassen sich wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit nur schwer abfangen.

Nordkorea will nach Ansicht von Experten neben der Weiterentwicklung seiner Raketentechnik auch militärische Stärke demonstrieren. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist das Land unter anderem harten Sanktionen des UN-Sicherheitsrats unterworfen.

Nach neuen Sanktionen der USA hatte Nordkorea zuletzt angedeutet, auch wieder Atombomben und Interkontinentalraketen testen zu können. Schon Ende 2019 erklärte Machthaber Kim Jong-un, dass sich Nordkorea grundsätzlich nicht mehr an sein selbstgesetztes Testmoratorium gebunden sehe. Hintergrund waren die fehlenden Fortschritte in den Verhandlungen mit den USA über das Atomprogramm. Das US-Finanzministerium beschloss in diesem Monat unter anderem Maßnahmen gegen fünf Nordkoreaner, denen es vorwirft, Güter für Nordkoreas Massenvernichtungs- und Raketenprogramme zu beschaffen. (APA, 27.1.2022)