Auch wenn der Lockdown für Ungeimpfte endet: 2G bleibt.


Foto: APA / dpa / Oliver Berg

Omikron lässt das Land einfach nicht zur Ruhe kommen. Und so folgt auf den einen Höchstwert gleich der nächste. Mit 43.053 Neuinfektionen wurde am Donnerstag von den Ministerien wieder eine Rekordzahl an Covid-Neuinfektionen gemeldet. Damit wurden fast 10.000 Fälle mehr als am Mittwoch gemeldet, als erstmals die 30.000er-Marke geknackt worden war.

Allein in Wien kamen am Donnerstag 14.711 neue Fälle hinzu. Wobei die Stadt beschwichtigt, es handle sich bei einem erheblichen Teil der Infektionen – nämlich bei 6.009 Fällen – um Nachmeldungen aus den vergangenen Tagen. Diese seien aufgrund der "tagelangen technischen Probleme im EMS" zustande gekommen, twitterte ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). "Österreich war aufgrund der EMS-Probleme von den Fallzahlen her in den vergangenen Tagen eher unterbewertet – jetzt sind wir wieder auf dem aktuellen Stand", heißt es aus dem Büro Hackers auf Nachfrage. Es sei also keine plötzliche Explosion der Zahlen über Nacht gewesen. Zieht man die Wiener Nachmeldungen ab, käme man trotzdem auf einen neuen Höchstwert von 37.044 Ansteckungen.

Stimmt die Zahl?

Die Frage, die sich daraus allerdings ergibt: Gab es nur in Wien eine so hohe Zahl an Nachmeldungen, oder ist das generell ein Problem und die Zahl viel zu hoch? Grundsätzlich würden die Bundesländer ihre Infektionszahlen melden, beginnt die Erklärung des Gesundheitsministeriums – wenn nun eine dieser Meldungen auffällig sei, dann würden die Zahlen mit den Ländern noch einmal überprüft. Das passiere immer wieder. In Wien sei dies am Donnerstag der Fall gewesen. Die hohe Zahl der gemeldeten Neuinfektionen sei augenscheinlich gewesen. In den anderen Ländern hingegen habe es keine Auffälligkeiten gegeben.

Die hohen Zahlen schlagen sich jedoch auch weiterhin nicht auf den Intensivstationen nieder: Im Spital befinden sich aktuell zwar 1.315 Personen mit einem positiven Testergebnis – 226 Infizierte mehr als noch vor einer Woche. Die Belegung auf der Intensivstation verringerte sich hingegen: 180 Schwerkranke wurden am Donnerstag intensivmedizinisch betreut. Das sind 21 Patientinnen weniger als noch vergangene Woche.

Gecko berät über Lage

Ob es trotz der hohen Zahl an Neuinfektionen neue Regeln braucht? "Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern ja bereits strenge Regeln", lautet die Antwort aus dem Gesundheitsministerium. Am Freitag tagt wieder die gesamtstaatliche Krisenkoordination (Gecko). Neue Empfehlungen in Bezug auf die Covid-Regeln wurden im Vorfeld jedoch nicht erwartet. Vielmehr solle es einen Abgleich der aktuellen Daten und Lageeinschätzungen geben. Auch Lockerungen stehen derzeit nicht im Raum. Die Regierung will – wie es auch am Rande des Ministerrats erklärt wurde – erst einmal den Peak der Omikron-Welle abwarten, der für Mitte Februar prognostiziert wird. Das bestätigte auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Donnerstagabend auf ORF3. Erst am Mittwoch hatten die Fachleute des Covid-Prognosekonsortiums ihre neuen Berechnungen veröffentlicht. Sie gehen jedenfalls im Schnitt von mehr als 30.000 Neuinfektionen pro Tag aus. Laut dem Papier seien aber sogar bis zu 50.000 Fälle möglich.

Der stellvertretende Klubchef der SPÖ, Jörg Leichtfried, sagte daher in Bezug auf Lockerungen wie das Ende der 2G-Regeln: Man müsse ob der hohen Ansteckungszahlen "sehr vorsichtig" sein. Auch sein Parteikollege, Wiens Stadtrat Peter Hacker, bekräftigte, dass er die 2G-Regel für sinnvoll erachte. Die Kontrollen des grünen Passes im Handel und in der Gastro bleiben auch nach dem Ende des Lockdowns für Ungeimpfte.

Kritik an Wirtschaftsuni

2G soll künftig auch an der Wirtschaftsuniversität Wien gelten. Wie berichtet beschloss die Hochschule am Mittwoch eine solche Regel für alle Uni-Angehörigen. Das brachte die FPÖ auf den Plan: Chef Herbert Kickl forderte die Abberufung von WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger. Der freiheitliche Wissenschaftssprecher Martin Graf forderte vom türkisen Bildungsminister Martin Polaschek "ein Machtwort".

Und auch der WU-Betriebsrat für das allgemeine und wissenschaftliche Personal kritisierte die 2G-Regel: Die Form, bei deren Nichteinhaltung für nichtgeimpfte Mitarbeitende eine Dienstfreistellung unter Entfall der Bezüge droht, sei "unverhältnismäßig". (Oona Kroisleitner, 27.1.2022)