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Woher kommt der Traum vom Einfamilienhaus, der die gesamte österreichische Gesellschaft zu durchdringen scheint? Ist es eine verklärte Kindheitserinnerung? Ist es ein Statussymbol? Ist es das erhabene Gefühl, alles im Leben erreicht zu haben? Ist es der sehnliche Wunsch anzukommen? Oder sollen die Nachbarn schlicht hinterm Gartenzaun verschwinden?

Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus vielen individuellen Sehnsüchten. Nichtsdestotrotz gehört der im Kopf vielfach gezeichnete Plan von Haus und Garten generalsaniert und nachverdichtet. Denn er geht sich schlicht nicht mehr aus. Obwohl der Flächenfraß jährlich sinkt, ist der Bodenverbrauch in Österreich noch immer viel zu hoch. Allein im Jahr 2020 wurden 39 Quadratkilometer verbaut. Zum Vergleich: Eisenstadt umfasst rund 43 Quadratkilometer.

Energetisch ineffizient

Architekten, Raumplaner und Umweltorganisationen fordern seit Jahren, dass damit Schluss sein muss. Es ist ohnehin kaum noch Platz. Nur 37 Prozent der Gesamtfläche Österreichs zählen zum sogenannten Dauersiedlungsraum; in Tirol (zwölf Prozent), Salzburg (20) und Vorarlberg (23) ist der Anteil des auch nur theoretisch für Siedlungen, Landwirtschaft und Verkehrsflächen nutzbaren Raums besonders rar. Doch die Debatte dreht sich nicht allein um Boden – es geht auch um den Fußabdruck, den ein Einfamilienhaus hinterlässt. Vom Bau einmal abgesehen, ist ein alleinstehendes Haus auch energetisch viel ineffizienter als ein mehrgeschoßiger Wohnbau. Als wäre das nicht überzeugend genug, müssen für Häuser in der Peripherie auch Straßen gebaut werden, und das verschlingt wiederum Dauersiedlungsraum. Brummende und rauchende Pkw-Auspuffe machen den CO2-Ausstoß sichtbar. Bleibt nur zu hoffen, dass im aufsteigenden Dunst auch ein Umdenken einsetzt. (Julia Beirer, 28.01.2022)