Neil Young und unzufriedene Streamingkunden gegen Joe Rogan, Spotify und dessen Kundendienst.

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Egal auf welchem Kanal, als Kunde ist es derzeit schwierig, an eine Ansprechperson bei Spotify zu gelangen. "Wir erhalten derzeit viele Anfragen und können deshalb nicht direkt antworten", heißt es auf der Website, wenn man sich in Richtung eines telefonischen Kontakts bewegt. Auslöser dafür dürfte die derzeitige Beschwerdewelle sein, die sich gegen diverse Falschinformationen bezüglich des Coronavirus richtet, die auf der Streamingplattform via Podcasts verbreitet werden.

Bewegt man sich auf der Spotify-Website in Richtung Kundenkontakt, wird man bald ausgebremst.
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Auslöser Neil Young

Ins Rollen kam die Bewegung durch den kanadischen Musiker Neil Young, der kürzlich verkündete, seine Alben von Spotify entfernen zu wollen. Speziell der millionenfach gehörte Podcast "The Joe Rogan Experience" scheint Youngs Entscheidung endgültig gemacht zu haben, nachdem der Moderator der Sendung mehrmals verharmlosende Vergleiche mit dem Holocaust und angebliche Heilmittel gegen Corona erwähnt hat.

Auch eine große Anzahl an Medizinern verfasste einen offenen Brief an den schwedischen Konzern mit der Aufforderung, sich effektiv gegen Falschinformation einzusetzen. Offenbar führte das bei vielen Menschen zu der Entscheidung, entweder ihre Konten zu schließen oder sich bei Spotify zu beschweren, warum es denn solche Inhalte überhaupt auf der Plattform gebe.

Als Konsequenz sind derzeit alle Kanäle in Richtung Streaminganbieter mit Pop-in-Fenstern versehen, die darauf hinweisen, dass es derzeit nicht möglich sei, direkt zu antworten. Man solle die Anfrage doch bitte schriftlich und auf Englisch formulieren, um "möglichst schnell eine Antwort zu erhalten". Auch die sonst so freundlichen Angestellten im Live-Kundendienst waren kurz vor dessen Abschaltung eher zurückhaltend bis rüde, wenn es um Fragen zu Rogan ging.

Nicht ohne Konsequenzen

An der Börse haben die aktuellen Geschehnisse für einen Wertverlust der Marke Spotify von etwa sieben Prozent gesorgt. Auch die Konkurrenz springt mittlerweile auf den Zug auf, und so bewerben Apple Music, Tidal oder auch der Satellitenradioanbieter Sirius XM derzeit ihr umfangreiches Neil-Young-Material.

Ganz verschwunden ist Young übrigens noch nicht von Spotify. Mehrere Alben und Songs finden sich weiterhin im Angebot. DER STANDARD hat eine schriftliche Anfrage in englischer Sprache an Spotify geschickt, bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten.

"Beschissen"

Wirklich innig war die Liebe zwischen Neil Young und Musikstreamingdiensten übrigens noch nie. Auf Facebook schrieb der Musiker bereits 2016: "Streaming ist beschissen. Streaming ist die schlechteste Audiotechnik der Geschichte." Selbst Kassetten hätten einen besseren Klang als Spotify und Co. Trotz dieser Aussagen fanden sich die Werke des Künstlers kurz darauf sowohl bei Spotify als auch bei Apple im Angebot.

2017 stellte er seine gesamten Werke auf der eigenen Plattform "Neil Young Archives" zur Verfügung, wo man laut Young keine Kompromisse bezüglich der Qualität hinnehmen muss. (aam, 28.1.2022)