In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Einzelberichte über LGBTQI-feindliche Taten publik, nun gibt es Datenmaterial dazu.

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Einen wirklichen Überblick über trans-, queer- oder homofeindliche Gewalt hatte man in Österreich eigentlich die längste Zeit nicht. LGBTQI-feindliche Straftaten wurden oft von Polizistinnen und Polizisten nicht als solche vermerkt oder gar erkannt. Nun lichtet sich diese diffuse Datenlage ein wenig – und zeigt, dass die Zahlen derartiger Straftaten zuletzt wieder anstiegen.

"Hate-Crimes" nennt das Innenministerium solche Delikte, bei denen eine Straftat durch ein Vorurteil motiviert war – und die dadurch noch schwerer wiegen. Seit November halten Polizeikräfte diese nun systematisch fest, um einen besseren Überblick über die Problemlage zu haben und auch, damit Einsatzkräfte gezielter handeln können.

Im Hate-Crime-Bericht, der die ersten Erkenntnisse zusammenfasst, finden sich daher nur Zahlen aus der ersten Phase der Pandemie. Damit sind einige Bereiche unterrepräsentiert. Weil in den Zeiten, die untersucht wurden, teilweise keine Partys oder Festivals stattfanden, betrifft das etwa verbale, körperliche und sexuelle Übergriffe. Im Bericht wurde damals auch vermutet: Das dürfte "die Häufigkeit von Straftaten mit Opfern aus der LGBTQI-Szene beeinflusst haben: Unter 'normalen' Umständen wären wahrscheinlich mehr Delikte mit dem Vorurteilsmotiv 'sexuelle Orientierung' verzeichnet worden", heißt es – 97-mal war das im Untersuchungszeitraum von November 2020 bis April 2021 der Fall.

Deutlicher Anstieg ab Juli 2021

Die Annahme, dass diese Taten steigen würden, bestätigt sich nun, wie der Vergleich mehrerer parlamentarischer Anfragen zeigt. Während im ersten Halbjahr 2021 mutmaßlich 160 strafrechtliche Delikte mit potenziell LGBTQI-feindlichen Motiven verübt wurden, so waren es allein in den drei Monaten danach 215 – also deutlich mehr.

Am häufigsten, so geht aus der Anfragebeantwortung von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hervor, betrifft das das Delikt der Körperverletzung: 51 Fälle mit LGBTQI-feindlichen Bezug gab es da, die meisten (25) davon in Wien. 41-mal trat in dem Zusammenhang das Delikt Sachbeschädigung auf, 33 Mal die gefährliche Drohung. Je elf Fälle wurden in den Bereichen der pornografischen Darstellung Minderjähriger und des Diebstahls verzeichnet. Einzelne Fälle gab es auch in den Bereichen Cyberbelästigung, Raub, Erpressung sowie des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger.

Die SPÖ, die die Anfragen stellte, aus denen die Zahlen nun hervorgehen, fordert anlässlich dessen erneut einen Aktionsplan der Bundesregierung gegen LGBTQI-feindliche Gewalt. "Die Zeit des Wegsehens muss vorbei sein, die Bundesregierung kann dieses Problem nicht länger ignorieren", wird Mario Lindner, SPÖ-LGBTQI-Sprecher, in einer Aussendung zitiert. (elas, 28.1.2022)