Die überwiegende Mehrheit der Krypto-Investoren ist männlich.

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Der Kryptomarkt erlebte in den vergangenen Wochen zwar bereits die zweite große Preiskorrektur in nur einem Jahr. Anleger, die bereits in Bitcoin und andere Kryptowährungen investiert haben, scheint dies allerdings nicht von künftigen Investitionen abzuschrecken. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine unter 1.200 Kryptobesitzern durchgeführte Umfrage, die vom österreichischen Start-up Blockpit in Auftrag gegeben wurde. Die überwiegende Mehrheit erwartet auch für 2022, dass es mit den Kryptowerten nach oben geht.

Im Vergleich zu einer Befragung im Vorjahr scheint Bitcoin als Zugpferd bei Menschen, die bereits Erfahrungen mit Kryptowährungen gesammelt haben, allerdings an Kraft zu verlieren. Nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten rechnet damit, dass Bitcoin seine Dominanz als wichtigste und größte Kryptowährung der Welt behalten wird, 76 Prozent glauben, dass Altcoins wie Ethereum, Cardano und Solana gewinnbringender sein werden.

Krypto als Männerdomäne

Das Klischee, dass Krypto wie auch andere Finanzprodukte mehr Männer als Frauen anspricht, wird durch die Studie einmal mehr zementiert. Unter den Befragten waren 93 Prozent männlich und durchschnittlich 39 Jahre alt. Sechs von zehn Umfrageteilnehmern besitzen einen Universitätsabschluss oder studieren noch. "Ganz so dramatisch ist es in der Realität zwar nicht. Tatsächlich sind aber immer noch 80 Prozent unserer Kundschaft männlich", erklärt Blockpit-Gründer Florian Wimmer auf STANDARD-Rückfrage.

Eine Erklärung dafür könne sein, dass Technik immer noch als Männerdomäne verstanden werde. "Der Umgang mit Kryptowährungen ist immer noch sehr technisch geprägt. Je einfacher das Investieren, aber auch das Halten und Handeln mit Krypto wird, desto mehr Menschen werden bei dem Thema einsteigen – insbesondere auch mehr Frauen", ist Wimmer überzeugt. Als aktuelle Motive für Investitionen in den Markt wurden neben dem Interesse an neuen Technologien auch ein diversifiziertes Anlageportfolio sowie der "Schutz gegen Inflation" genannt.

Steuerrecht in Deutschland und Österreich

Bei der Einschätzung der steuerrechtlichen Behandlung von Kryptobesitz unterscheidet sich die Meinung von deutschen und österreichischen Befragten. So finden 55 Prozent der Befragten die neuen Regeln bei der Kryptobesteuerung in Österreich "gelungen". Die steuerrechtlichen Vorgaben werden in größerem Ausmaß als "verständlich" (45 Prozent) und "nachvollziehbar" (39 Prozent) empfunden als im Nachbarland, wo eine Steuerreform beim Thema Krypto weiter auf sich warten lässt.

Dass die Ampelkoalition im Bereich der Kryptoökonomie kompetent ist, wird in Deutschland nur von 13 Prozent der Befragten bejaht. Beiden Ländern gleich ist, dass die überwiegende Mehrheit eine europaweit einheitliche Regelung für Kryptoanleger wünscht. Jeder vierte Kryptoanleger will auch schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, seinen Steuersitz in ein anderes Land zu verlegen.

Blockpit-Gründer erwartet keinen "Kryptowinter"

Inwiefern sich der Optimismus der Kryptoanleger in den wenigen Wochen seit der Befragung um den Jahreswechsel herum wieder stärker ins Negative gekehrt hat, vermag auch Blockpit-CEO Wimmer nicht zu beantworten. Einen sogenannten "Kryptowinter" wie von 2018 bis 2020, in dem viele Projekte fast ihren gesamten Wert verloren, erwartet der Start-up-Gründer dieses Mal jedoch nicht.

"Die Marktkapitalisierung ist viel größer als noch vor wenigen Jahren. Darüber hinaus gibt es nun zahlreiche echte Anwendungen für die Technologie hinter den Projekten, die millionenfache Nutzer haben", sagt Wimmer zum STANDARD. "Beim Ende des vorangegangenen Zyklus waren die meisten Kryptoprojekte maximal theoretische Abhandlungen, deren Wert durch den Hype in die Höhe getrieben wurde. Heute sind wir fundamental besser aufgestellt", ist Wimmer überzeugt. (Martin Stepanek, 30.1.2022)