Gerade wenn man im Homeoffice arbeitet, gibt es wenig Frustrierenderes als Probleme mit der Internetverbindung. Das Problem liegt dabei auch nicht immer am Provider oder mangelnder Verfügbarkeit einer guten Anbindung, sondern auch gerne am Netzwerk in Wohnung oder Haus. Der beste Breitbandanschluss nützt nichts, wenn das Kombimodem des Providers an einem Eck der Wohnung steht, während das Arbeitszimmer genau gegenüber liegt und mehrere Wände und andere Hindernisse weiter nur noch schlechten Empfang bietet.

Eine Krux, für deren Lösung gerne dLAN-Lösungen (Netzwerk über den Stromkreis) oder Repeater eingesetzt werden, die aber beide ihre Limitationen haben. Gerade Repeater neigen dazu, sich mit dem Modem nur mäßig gut zu vertragen. Die Folge sind verringerte Bandbreite, Latenzprobleme oder gar ärgerliche Verbindungshänger – weswegen seit einigen Jahren Mesh-Router immer mehr in Mode kommen. Statt eines "zentralen" Routers, dessen Signal man mit Behelfen weiterschleust, setzen hier die Hersteller auf mehrere kleine Funkstationen, die genau aufeinander abgestimmt sind und – zumindest in der Theorie – die erwähnten Probleme lösen sollen.

Auch D-Link ist in den Markt eingestiegen und hat mit den Covr-X1860-Modellen eine relativ erschwingliche Lösung im Angebot, die den aktuellen 802.11ax-Standard (vulgo Wifi 6) unterstützt Im Zweierpack werden diese für etwa 150 Euro feilgeboten, weitere Einheiten können für größere Abdeckung nachgerüstet werden. DER STANDARD hat die Geräte getestet.

Einer der Covr X1860-Würfel neben dem Kabelmodem von Magenta (vormals UPC).
Foto: DER STANDARD/Pichler

Basics

Geliefert werden zwei "Netzwürfel", die in puncto Design relativ schlicht gehalten sind. Die Oberseite ziert ein grauer "Grill" mit LED, der Rest ist weiß mit abgerundeten Kanten. Auf der Rückseite der Router finden sich der Stromanschluss, ein WPS-Button für das passwortlose Verbinden von Geräten und zwei Gigabit-RJ45-Netzwerkports. Einer davon dient zum Anschluss an das Modem (was nur für eine Einheit notwendig ist), am anderen lässt sich ein beliebiges netzwerktaugliches Gerät anschließen. Je nach eingestellter Sendeleistung liegt die Leistungsaufnahme je Router bei bis zu 8,8 Watt.

Gefunkt wird nach dem Standard AX1800, wobei die Zahl sich aus der aufgerundeten Addition der maximal erzielbaren Bandbreiten auf den beiden Frequenzbändern ergibt. Bis zu 574 Megabit pro Sekunde (mbit/s) sind über 2,4 GHz erzielbar, 1.200 mbit/s sind es im 5-GHz-Spektrum. Auch mit passenden Endgeräten handelt es sich dabei allerdings um ein theoretisches Maximum, das unter Realbedingungen nicht erzielbar ist. Wifi 6 profitiert aber darüber hinaus dadurch, dass mehr Antennen und Kanäle genutzt werden können, es neben erhöhter Bandbreite also auch eine niedrigere Wahrscheinlichkeit für Traffic-Stau und dadurch verursachte Störungen gibt.

Ebenso sollte man auch D-Links Angabe verstehen, dass die beiden Mesh-Router bis zu 420 Quadratmeter an Fläche mit einer WLAN-Verbindung abdecken können. Zumindest in einer länglich geschnittenen Altbauwohnung mit 46 Quadratmetern inklusive zweier dicker Wände gibt es aber kein Abdeckungsproblem. Im Testszenario stand eine Einheit direkt neben dem Modem des Kabelproviders und ein weiteres im Badezimmer, das sich in etwa in der Längsmitte der Wohnung befindet.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Features und ...

Die Einrichtung – im Lieferumfang befinden sich neben den Routern auch noch ihre Netzteile sowie ein RJ45-Anschlusskabel – ist an sich nicht schwer. Allerdings fehlt ein gut wahrnehmbarer Hinweis darauf, dass man nicht beide Einheiten auf einmal in Betrieb nehmen sollte. Denn wenn sich der PC oder das Handy, mit dem man sie konfiguriert, sich mit jenem Router verbindet, der nicht am Modem hängt, funktioniert erst mal die Internetverbindung nicht.

Hat man dieses Hindernis überwunden, lassen sich recht einfach die Standardeinstellungen ändern. Darunter fallen der Name, die aktivierten Frequenzen und das Passwort des WLANs sowie des optional einschaltbaren Gästenetzwerks. Eine Absicherung ist mit WPA2 oder WPA3 möglich. Und auch das Passwort für den Zugang zum Verwaltungs-Interface sollte man ändern. Dieses darf aber aus unerfindlichen Gründen nicht länger als 15 Zeichen sein oder Sonderzeichen enthalten. Wer möchte, kann die Router auch als Extender nutzen, um ein bestehendes WLAN zu vergrößern, oder im Bridgemodus; in diesem Test wird ausschließlich die Nutzung als eigenständige Drahtlosnetzwerk-Lösung anstelle des Providermodems besprochen.

Das Interface für erweiterte Einstellungen ist in einigen Teilen recht unübersichtlich gehalten und bietet Retroflair der unangenehmen Art. Einige Einstellungen sind in Reitern oder Untermenüs versteckt, obwohl man sie auch direkt hätte einblenden oder zumindest als "ausklappbare" Option integrieren können.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Die Router bieten eine Reihe von Möglichkeiten zur Regelsetzung. Man kann eine Firewall aktivieren und IPv4- und IPv6-Filterregeln schalten. Port-Weiterleitung wird ebenso unterstützt wie die Nutzung eines dynamischen DNS-Dienstes und statisches Routing. Für Fernzugriff auf das Netzwerk gibt es auch eine integrierte VPN-Lösung.

... Interface-Hürden

Dort, wo Regeln zeitbasiert eingerichtet werden können, hat D-Link das Interface allerdings hemmungslos verkompliziert. Denn die Time-Slots werden nicht in jenem Menü definiert, in dem man eine Regel erstellt, sondern in einem separaten "Wochenplaner", in dem bis zu zehn Termine eingetragen und benannt werden können, die man anschließend erst auswählen kann.

Fernzugriff auf die Routerverwaltung selbst ist ebenfalls möglich, aber standardmäßig deaktiviert. Schaltet man sie ein, so muss eventuell auch eine passende Weiterleitung am Modem des Providers eingerichtet werden, da hier eine direkte Verbindung zu den Geräten erfolgt und keine Cloudserver des Herstellers involviert sind. Dementsprechend ist auch – nicht wie bei einigen anderen Anbietern – keine Registrierung für ein Nutzerkonto bei D-Link erforderlich, um das Mesh-Set vernünftig nutzen zu können.

Eine "D-Link-Cloud"-Option gibt es zwar, diese hat allerdings nichts mit der Fernzugriffsmöglichkeit zu tun. Sie wird benötigt, wenn man die Router zur Fernsteuerung via Google Home oder Amazon Alexa in ein Smart-Home-System integrieren möchte.

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Der Zugriff auf die Einstellungen ist auch über die "D-Link-Wi-Fi"-App möglich. Diese gewinnt zwar ebenfalls keine Preise für Ästhetik oder Menüdesign, ist aber übersichtlicher als die browserbasierte Oberfläche. Das hat aber offenbar auch damit zu tun, dass ihr eine Reihe erweiterter Einstellungen, darunter auch das Regelmanagement, schlicht fehlen. Das Web-Interface lässt sich zwar auch am Smartphone über den Browser öffnen, dann muss man sich aber noch mehr mit der Bedienung plagen, da die Oberfläche nicht Mobile-optimiert ist.

Das ist auch Absicht und soll auch nicht geändert werden, erklärt D-Link auf Anfrage gegenüber dem STANDARD. Die weitere Argumentation dreht sich im Kreis. Die App "fokussiert sich gezielt auf Basisfunktionen". Den Hinweis auf die Touch-unfreundliche Web-Oberfläche quittiert man mit dem Hinweis darauf, dass man diese ja auf einem anderen Gerät öffnen kann und es für "alltägliche Basisfunktionen" ohnehin die App gibt.

Performance

Doch wie sieht es mit der Performance aus? Die Abdeckung im Testszenario ist, wie bereits erwähnt, sehr gut. Die Linkstärke im 5-GHz-Band fällt selten auf weniger als 520 mbit/s und liegt meistens bei 780 oder 866 mbit/s. Den Höchstwert von 1200 mbit/s erreicht man allerdings nur in unmittelbarer Nähe zu einem der Router. Der "Handover", also die automatische Übergabe der Verbindung von einem zum anderen Router, wenn man sich bewegt, ist teilweise aber etwas träge.

Was die Übertragungsleistung in Bezug auf die Internetverbindung betrifft, so lässt sich an dem am weitesten vom Providermodem entfernten Punkt in der Wohnung eine Downstream-Bandbreite von rund 200 bis 245 von nominell 250 mbit/s erzielen. Beim Upstream sind es 40 bis 46 von 50 mbit/s. Die Latenz im Speed-Test lag bei um die 20 ms, ein guter und spieletauglicher Wert. Damit schlagen die Covr-Würfel das zuvor genutzte 802.11ac-Mesh-System (Tenda MW6), das im besten Falle 160 bzw. 40 mbit/s durchschleusen konnte.

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Die Messung der Performance innerhalb des Netzwerks gestaltete sich schwierig. Getestet wurde mit der Software LAN Speed Test im Server-Client und Client-Server-Modus zwischen einem Desktop-PC mit Wifi 6-Netzwerkkarte und einem Laptop mit Wifi 5 (beide Windows 11) mittels Schreiben und Lesen einer 1.000-MB-Datei. Geprüft wurde auch mit der App Sweesh für Netzwerk-Dateizugriff auf ein Smartphone mit Wifi-6-Support mit besagtem Desktop-Rechner, hier wurden drei Dateien (100 MB, 1.000 MB, 10.000 MB) nacheinander in beide Richtungen geschickt. Hinzu kommt ein reiner, zweiminütiger Sendetest mittels Wifi Speed Test Pro am Smartphone an verschiedenen Stellen in der Wohnung.

Hier blieb von den theoretisch hohen Durchsatzraten nicht mehr viel übrig. Die gemessenen Durchsatzraten pendelten zwischen 100 und 200 mbit/s, bei einem Schnitt von ziemlich genau 150. Das Ergebnis ist aber mit Vorsicht zu genießen. Angesichts dessen, dass die praktisch volle Ausnutzung der Internetbandbreite möglich ist und im Downstream höher liegt als die Übertragungsraten bei internem Datenverkehr, dürfte es beim Test-Set-up einen im Rahmen der Rezension nicht ermittelbaren limitierenden Faktor gegeben haben, der womöglich nichts mit den Covr-Routern zu tun hat. Verlässliche "harte" Zahlen müssen daher ausgespart bleiben.

Sagen lässt sich aber, dass das Netzwerk im praktischen Betrieb stets stabil lief und auch bei "Netzwerk-Multitasking" mit parallelen Downloads und Streams auf mehreren Geräten keine Anzeichen machte, in die Knie gehen zu wollen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Update-Versorgung

Aber wie sieht es mit der Pflege der Router seitens D-Link aus? Updates können manuell eingespielt, aber auch automatisch gedownloadet und installiert werden. Die zum Testzeitpunkt aktuelle Firmware-Version 1.01 stammt vom April 2021. Auf Anfrage erklärt das Unternehmen, kontinuierlich auf potenzielle Sicherheitslücken zu prüfen, um im Bedarfsfall schnell einen Patch liefern zu können. Vom gefährlichen Log4Shell-Leck ist das Covr-X1860-System nicht betroffen.

Als aktuelles Produkt erhalten die Router potenziell auch noch Funktionsupdates. Zum Security-Support richtet der Hersteller Folgendes aus: "Auch wenn das Produkt [Anm. d. Red.: zu einem zukünftigen Zeitpunkt] nicht mehr über die Distribution verkauft wird, werden gemäß der D-Link End-of-Life-Policy noch für einen Zeitraum von drei Jahren Sicherheitsupdates zur Verfügung gestellt."

Wie lange dieses Mesh-System, das im Juni 2021 vorgestellt wurde, noch verkauft wird, lässt sich schwer sagen. Eine Stichprobe unter "End of Life"-Routern von D-Link legt nahe, dass die Lebenszeit im Vertrieb bei etwa drei bis vier Jahren pendelt, woraus sich ein geschätzter Versorgungszeitraum für Sicherheitsupdates von sechs Jahren ergibt. (gpi, 28.1.2022)