Jeden anderen würde der kometengleiche Aufstieg vom Message-Controller in Österreich zum "Global Strategist" von West Hollywood überfordern, aber nicht ihn: Ex-Kanzler Kurz, hier mit neuem Superfundraiser Gernot Blümel.

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Die Restlverwertung aus den türkisen Jahren macht Fortschritte. Das hat damit zu tun, dass Österreich a too small country is. Als ans Bundeskanzleramt gefesselter Prometheus konnte Sebastian Kurz nicht so richtig aus sich heraus, aber kaum Vater, hieß es: Was schert mich Weib, was schert mich Kind, wenn Kalifornien ruft!

Um es im Leben endlich zu etwas zu bringen, schließt er sich einem Mann an, von dem der "Falter" berichtete, sogar Elon Musk halte ihn für einen Soziopathen, und das will was heißen. Jeden anderen würde schon der kometengleiche Aufstieg vom Message-Controller in Österreich zum "Global Strategist" von West Hollywood überfordern, aber nicht ihn.

Superfundraiser mit Reichweiten bis Asien

Auch Gernot Blümel hat endlich den ihm angemessenen Platz als CEO und Superfundraiser mit Reichweiten bis nach Asien gefunden, bei einem Finanzdienstleister seines Formats kein Wunder. Etwas länger musste sich die "Kronen Zeitung" Sorgen um ein anderes Überbleibsel der schönen Jahre machen. Was wurde eigentlich aus Johann Gudenus?, fragte sie sich neulich besorgt, denn in den knapp drei Jahren seit der Veröffentlichung des Ibiza-Videos ist es um den Wiener Ex-FPÖ-Chef und die einstige rechte Hand von Heinz-Christian Strache öffentlich sehr ruhig geworden.

Man wusste nicht einmal, dass er in einer Branche zu Hause ist, um nun von ihm zu erfahren: "Das Wichtigste in meiner Branche sind nachhaltige und jahrelang aufgebaute internationale Kontakte in Wirtschaft, Kultur und Politik." Ohne solche hätte er niemals für Strache als dessen rechte Hand jene Oligarchin auftreiben können, die der FPÖ die "Kronen Zeitung" kaufen sollte.

Von Ibiza bis Moskau

Von Ibiza führt den dreifachen Vater (45) das Job-Netzwerk von Peking bis Moskau. Denn neben Berater samt Urkunde der "Peking Society in Hongkong" (eines Vereins, der sich um kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Austausch mit China kümmert) liegt der Fokus auf Russland inklusive der ehemaligen Sowjetstaaten. Sein Russisch soll ja besser sein als sein Parteichinesisch. Nicht genug mit Lappalien, zudem betreut Gudenus den Balkan und seit kurzem auch ein Projekt in Westafrika.

Waldviertel-Connection

Nicht, dass Kurz jetzt vor Neid erblassen müsste. Mit der aus Geilomobilzeiten stammenden Abenteuerlust hat er im idyllischen Ort Burgschleinitz, so "News", eine SK Management GmbH gegründet. Denn Kurz will auch künftig seine Steuern in Österreich zahlen, obwohl er großteils in den USA tätig sein wird. Dass die Waldviertel-Connection ihren Sitz im Waldviertel hat, ist kein Zufall: Dort lebt auch die Großmutter von Sebastian Kurz. Der Global Strategist ist ihm einfach nicht auszutreiben.

Im Waldviertel wird er sich dem Halten von Beteiligungen, Beteiligungsverwaltung, Erbringung von Managementdienstleistungen, Unternehmensberatung widmen. Wie er das alles schaffen will, ohne auf das organisatorische Talent Thomas Schmids zurückgreifen zu können, will man sich gar nicht ausdenken. Einfach Hure der Reichen zu sein kann einen Kurz nicht erfüllen. Wenigstens will er sich in der Freizeit als Co-Vorsitzender mit Tony Blair beim Europäischen Rat für Toleranz und Versöhnung ein wenig entspannen.

Noch keine angemessene Verwertung

Nur einer hat noch keine angemessene Verwertung gefunden, obwohl sein Handwerk goldene Füllungen hat. Schlimmer: Mit ihrer Wahl zog die wilde Abgeordnete auch eine klare Trennlinie zu Noch-Ehemann Heinz-Christian Strache. Der ist wirklich vom Pech verfolgt, dabei wäre er zum Halten von Beteiligungen und vor allem zu Unternehmensberatung ebenso gut geeignet wie sein einstiger Koalitionspartner. Aber die Welt ist ungerecht, wer hat ihm etwa ein Aufsichtsratsmandat angeboten? Laut "News" plant Kurz, auch mehrere Aufsichtsratsmandate anzunehmen. So ist’s richtig, so etwas muss man planen, von allein kommt nichts.

Eben ist Kurz in Abu Dhabi. Er hat beste Kontakte zum Kronprinzen Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan. Laut Insidern könnte Kurz von Abu Dhabi als OMV-Aufsichtsrat entsandt werden. Zum Glück kann es dem Kronprinzen egal sein, ob Kurz mehr vom Ölgeschäft versteht als Strache, das ist eine innerösterreichische Angelegenheit. Und zum Islam wird er deshalb schon nicht übertreten, was sollten auch die Waldviertler denken.

Keine Angst, Kurz könnte sich übernehmen. Wen eine wissenschaftliche Studie als Delfin (schlau und gefährlich), Eichhörnchen (süß anzusehen, will hoch hinaus) und als hinterfotzigen Pfau (will alles übernehmen und geht über Leichen) definiert, der überfordert sich nicht leicht. Ein Pfau hat keinen Fotz. (Günter Traxler 29.1.2022)