Mütter müssen nach der Geburt so rasch wie möglich in ihre Jobs zurück. Das hören Frauen dauernd. Kinder kriegen, schön und gut – aber bitte, liebe Frauen, denkt an eure Pensionen, an die Lohnschere, die wir schließen müssen. Doch angesichts der neuesten Zahlen zu den Väterkarenzen werden sich viele Mütter verhöhnt fühlen. Bei acht von zehn Paaren gehen Männer überhaupt nicht in Karenz, und nur ein Prozent der Väter bleibt länger als sechs Monate daheim. Das ist beschämend wenig.

Kinderbetreuung ist nach wie vor eine weibliche Angelegenheit.
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Es wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele Initiativen gestartet, damit Mütter rasch in die Erwerbsarbeit zurückgehen, Stichwort Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Und Frauen haben geliefert. Die Frauenerwerbsquote steigt kontinuierlich, wobei aber 74 Prozent nur Teilzeit arbeiten. "Nur" trifft es allerdings nicht, denn die wenigen Väterkarenzen zeigen, wie viel unbezahlte Familienarbeit zusätzlich zur Lohnarbeit noch immer an Müttern hängenbleibt.

Es ist höchste Zeit, dass sich Gleichstellungspolitik auch an Väter richtet. Es kann nicht sein, dass Frauen ständig der rasche Gang zurück in den Arbeitsmarkt nahegelegt wird und das Damoklesschwert Altersarmut über ihnen schwebt, während niemand Väter auffordert, öfter und länger Familienarbeit zu leisten. Die Politik könnte dem auch ganz einfach mit einem ordentlichen Anteil an nicht übertragbaren Karenzmonaten auf die Sprünge helfen. Man muss es nur wollen. (Beate Hausbichler, 31.1.2022)