Seit Tagen legen wütende Impfgegnerinnen und -gegner die Innenstadt der kanadischen Metropole Ottawa lahm. Nach einer tagelangen Fahrt von British Columbia im Westen des riesigen Landes in den Osten, wo Ottawa liegt, ist am Wochenende ein Konvoi aus hunderten Lastwagen vor dem kanadischen Parlament eingetroffen, um gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften zu demonstrieren.

Empfangen wurde der sogenannte "Freedom Convoy" von hunderten Demonstranten, die sich bei Minustemperaturen vor dem Parlament versammelten, wie kanadische Medien berichteten.

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Schweres Gerät in Kanadas Hauptstadt.
Foto: Adrian Wyld/The Canadian Press via AP

Die Proteste seien zunächst zwar lautstark gewesen, aber größtenteils friedlich geblieben, hieß es. Die Demonstranten schwenkten laut den Berichten die Landesflagge und riefen "Freiheit". Auf Plakaten prangerten sie Premier Justin Trudeau, der selbst seit Mittwoch wegen einer Covid-Infektion eines seiner Kinder in Isolation lebt, sowie die Corona-Maßnahmen seiner Regierung an. Trudeau wurde an einem "unbekannten Ort" in der Hauptstadt in Sicherheit gebracht – und gab am Montag seinerseits einen positiven Corona-Test ab.

Die Agentur Reuters berichtet, dass auf der Demonstration auch Hakenkreuzfahnen gesichtet worden seien. Der frühere US-Präsident Donald Trump lobte während einer Rede in Texas die Demonstrierenden in Kanada und sprach von einem "mutigen Widerstand gegen diese unrechtmäßigen Gesetze". Am Sonntag blockierten Demonstrierende aus Solidarität mit ihren Gleichgesinnten in Ottawa einen Grenzübergang zwischen den USA und Kanada in der kanadischen Provinz Alberta.

Protest gegen Nachweispflicht

Der Protest der Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer ist eine Reaktion auf eine im Jänner in Kraft getretene Verordnung, der zufolge auch Trucker, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen. Zahlreiche Menschen beteiligten sich mit ihren privaten Fahrzeugen. Mehr als 60 Kilometer lang war Berichten zufolge der Zug der protestierenden Trucker, der quer durch das Land führte.

Proteste auf dem Parliament Hill.
Foto: Justin Tang via www.imago-images.de

Die Polizei in Ottawa ist nach wie vor in Alarmbereitschaft. Für Montag war auch ein öffentlicher Auftritt Trudeaus geplant – in welcher Form, war aber unklar. Die Polizeipräsenz in Ottawa bleibt vorerst hoch.

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Auch Fahnen Quebecs (in Blau, Anm.) finden sich.
Foto: REUTERS/Patrick Doyle/File Photo

Kritikerinnen und Kritiker hatten mit Blick auf die neuen Impfvorschriften gewarnt, diese würden die ohnehin schon angespannten Lieferketten weiter stören. Die Vereinigung der kanadischen Lkw-Fahrerinnen und -fahrer hatte den Berichten zufolge dagegen die Proteste jüngst verurteilt und erklärt, die meisten seien geimpft.

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Kalt ist es in Ottawa.
Foto: REUTERS/Michael Chisholm

Ein Großteil der kanadischen Bevölkerung unterstützt jedoch laut einer kürzlich veröffentlichen Umfrage die Pandemiemaßnahmen. In Kanada sind mehr als 77 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. (red, APA, 31.1.2022)