Podcaster Joe Rogan ist Spotify angeblich 100 Millionen Dollar wert

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Der Aufstieg zum Medienstar verläuft in unserer digitalen Welt oft auf verschlungenen Wegen. Joe Rogan, 1967 in New Jersey geboren, begann im Teenageralter als Kickboxer, versuchte sich als Stand-up-Comedian und Schauspieler – und schaffte mit 27 den Durchbruch als Kampfsportkommentator und Moderator auf MTV, Comedy Central und anderen US-Kabelkanälen.

Berühmtheit erlangte Rogan aber erst, als er 2009 seinen Gratispodcast The Joe Rogan Experience startete, in dem er mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern – es sind meist Männer – über politische, philosophische oder persönliche Themen plaudert, freundliche Fragen stellt, kaum widerspricht und gelegentlich eine ungewöhnliche Meinung einfließen lässt.

Beliebter als alle Popstars

Mit dieser Mischung und proletarischem Charme erzielte Rogan auf iTunes Millionenzugriffe, die von Jahr zu Jahr weiter stiegen, bis ihm schließlich Spotify 2020 einen Exklusivvertrag für angeblich 100 Millionen Dollar anbot. Auf der Streamingplattform schlägt er mit seinem Podcast seit fünfzehn Monaten die größten Popstars.

Schon vor der Pandemie war der verheiratete Vater dreier Töchter umstritten; er stand bei vielen Linken unter Transphobie- und Rassismusverdacht. Rogan ist passionierter Jäger und Kritiker der Massentierhaltung, er kämpft für die Legalisierung von Cannabis und LSD; insgesamt steht er politisch links, hatte den Whistleblower Edward Snowden zu Gast und unterstützte Bernie Sanders.

Verschwörungstheorien zu Covid-19

Heikel wurde es, als Rogan immer öfter Verschwörungstheorien zu Corona verbreitete und Ende Dezember den US-Mediziner und führenden Impfgegner Robert Malone drei Stunden lang zu Wort kommen ließ, ohne ihn je zu hinterfragen.

270 Fachleute appellierten an Spotify, seinen Star aus dem Angebot zu streichen – vergeblich. Da lässt der schwedische Streamingriese lieber Neil Young und Joni Mitchell ziehen, die aus Protest ihre Songs zurückgezogen haben, und will sich auf Warnhinweise bei Corona-Themen beschränken.

Was Rogans Podcast mit seiner Pub- und Wrestler-Optik so beliebt macht, ist nicht ganz klar. Beim Autofahren oder Joggen aber erfüllen seine bis zu vier Stunden langen Plaudereien offenbar ein echtes Bedürfnis. Man dürfe von ihm keine "zuverlässige medizinische Beratung" erwarten, verteidigt Snowden Rogan auf Twitter. Aber nicht nur in den USA werden nicht ganz ernste Medienstars, die Fake News zu Corona verbreiten, sehr ernst genommen. (Eric Frey, 31.1.2022)